Am 16. April sollen die Türken über eine Änderung ihrer Verfassung abstimmen – Präsident Recep Tayyip Erdogan will mehr Macht. Seit dem Putsch im Sommer vergangenen Jahres hat er alles daran gesetzt, das Land in seinem Sinne auf Linie zu bringen. Jetzt geht es auch darum, die in Deutschland lebenden Türken zu überzeugen. Wohin aber hat das System Erdogan bereits jetzt geführt? Eine Bestandsaufnahme. Erdem Gül zieht ein letztes Mal an seiner Zigarette. Er steht am Fenster seines Hotels in Istanbul – und vielleicht ist dies seine letzte Zigarette in Freiheit. Dem Journalisten soll der Prozess gemacht werden. Dabei hat er nur seinen Beruf ernst genommen, hat über illegale Waffenlieferungen von der Türkei nach Syrien berichtet. In der Innenstadt von Ankara steht währenddessen Nuriye Gülmen – wie jeden Tag seit ihrer Entlassung. Die 34-jährige Frau hat ein Schild um den Hals: „Ich will meinen Job wieder“. Der Akademikerin wurde gekündigt, weil sie angeblich eine Anhängerin des Predigers Fethullah Gülen ist. Gülen soll hinter dem Putsch im Sommer stecken. Nuriye Gülmen aber ist weder eine Anhängerin Gülens noch eine Befürworterin des Putsches. Sie will nur ihren Job – genau wie tausende andere, die aus dem Staatsdienst entlassen wurden. Mehr als 20 Mal wurde sie bereits verhaftet, dabei hat sie diverse Blessuren durch die Polizei erleiden müssen, ihre Nase wurde bereits zwei Mal gebrochen. Nur wenige hundert Meter weiter sitzt im türkischen Parlament der Abgeordnete Ziya Pir von der Oppositionspartei HDP. Auch ihn hat die Polizei bereits zwei Mal abgeholt. Gleich soll er im Parlament gegen die Verfassungsänderungen reden, die Erdogan mehr Macht verleihen sollen. Aber welche Chance hat eine solche Rede noch in diesem Staat? „Alles Blödsinn“, sagt Bülent Bilgi, der Generalsekretär der UETD in Deutschland. Die „Union Europäisch-Türkischer Demokraten“ sieht eine gigantische Schieflage bei der Berichterstattung über die politis