Ein Aufatmen geht durch die SPD, seit Martin Schulz ihr Kanzlerkandidat ist. Der ehemalige Präsident des EU-Parlaments gilt als bodenständig und glaubwürdig. Endlich ein Kandidat, der Klartext redet, der sich hochgearbeitet hat und die Sorgen der Menschen versteht, hoffen die Sozialdemokraten. Schon in der ersten Woche als designierter Kanzlerkandidat erreicht er erstaunlich hohe Beliebtheitswerte. Jetzt hetzt er von Termin zu Termin und will der Basis beweisen, dass er es kann. Schulz gilt als leidenschaftlicher Kämpfer, er will enttäuschte WählerInnen zurückholen und zeigt sich selbstbewusst und siegessicher, wenn er auf einem Youtube-Spot verspricht: „Ich als Kanzler werde dafür sorgen, dass es gerechter zugeht in unserem Lande.“ Kann Martin Schulz halten, was sich seine Partei von ihm erhofft? Wer ist dieser Mann aus Würselen in der Grenzregion bei Aachen, der den erstaunlichen Aufstieg vom Bürgermeister einer Provinzstadt an die Spitze der EU in Brüssel schaffte? Der Vater Polizist, Bergmannssohn, Geigenspieler, Sozialdemokrat. Die Mutter rheinisch-katholisch und Mitbegründerin des CDU-Ortsvereins. Vier Geschwister, das Elternhaus quirlig, diskussionsfreudig. Der „rote Martin“, der auf dem erzkatholischen Gymnasium Schulsprecher ist, Willy Brandt bewundert und für ihn Wahlkampf macht. Eine Willy-Brandt-Statue schmückt sein Büro, als er längst den Präsidentensessel des Europäischen Parlamentes in Straßburg besetzt und mit den Mächtigen der Welt verkehrt. Schlagfertig, kämpferisch und ehrgeizig verhilft der Mann aus dem Dreiländereck dem Europäischen Gedanken zu neuem Ansehen – weil er tief davon überzeugt ist. Martin Schulz gilt als ein Politiker mit Bodenhaftung. Er blieb in Würselen wohnen, wo ihn jeder kennt – und seine Geschichte vom verpassten Abitur, der missglückten Fußballerkarriere, den Alkoholproblemen und seinem Neuanfang mit Hilfe von Freunden und Geschwistern. Jetzt ist der Rheinländer die neue Lichtgestalt de