Nach dem Start an Rios Copacabana passiert der Bus auf seiner Fahrt zunächst die Costa Verde, eine der schönsten Küsten Brasiliens. Dort trifft das brasilianische Bergland auf den Atlantik. 24 Stunden später fahren die Passagiere durch den Sojastaat Mato Grosso. Er ist das Herzstück des brasilianischen Agrobusiness. Ausgedehnte Sojafelder und Zuckerrohrplantagen bestimmen das Bild. Nur wenige Kilometer weiter westlich der Straße beginnt das Pantanal. Dieses Feuchtgebiet, das halb so groß ist wie Schweden, bietet einen idealen Lebensraum für etwa 35 Millionen Kaimane, die zur Familie der Krokodile gehören. André von Thuronyi, ein Brasilianer mit österreichischen Vorfahren, betreibt im Pantanal eine Luxus-Ecolodge für Naturliebhaber. In der Region wurde auch das Rodeo erfunden. In den Dörfern am Rand der Transoceânica finden regelmäßig kleine Veranstaltungen statt. Edna Antonowiski ist eine der wenigen Frauen, die Rodeo betreiben. Sie muss sich bei jedem Rodeo aufs Neue gegen die gängigen Vorurteile der männlichen Konkurrenz wehren.
Im brasilianischen Bundesstaat Rondônia führt die Transoceânica durch das Amazonasbecken. Vom Regenwald sehen die Busreisenden allerdings wenig. Er ist Viehweiden gewichen. 13 Millionen Rinder leben allein in diesem Bundesstaat, das sind sieben Rinder pro Einwohner. Bevor die Straße kam, lebten hier die Suruí. Den ersten Kontakt 1969 überlebten nur 300 der 5.000 Stammesmitglieder, denn sie starben vor allem an eingeschleppten Windpocken. Heute leben wieder 1.300 Suruí in einem Reservat und lassen sich dafür bezahlen, dass sie ihren Wald schützen. Der Internetkonzern Google hilft ihnen dabei. Häuptling Almir Narayamoga Surui betreibt weltweit Lobbyarbeit für seinen Stamm und vermarktet die nachhaltig angebauten Produkte. In Alto Paraíso in Rondônia findet jedes Jahr ein Autorennen mit 30.000 Zuschauern statt. Die Rennfahrzeuge sind eigentlich spezielle Lasttraktoren, Jericos genannt. Doch die Dorfbewohner machten aus ihren Nutzfahrzeugen ein Spaßobjekt. In Vista Alegre do Abunã wird die Fahrt der Reisenden auf der Transoceânica abrupt unterbrochen. Die Dorfbewohner haben die Straße mit brennenden Barrikaden blockiert.
In Acre, dem letzten und westlichsten Zipfel Brasiliens, interessieren sich die Menschen nicht für den Handel mit Peru, der durch die Fertigstellung der Transoceânica jetzt einfacher geworden ist. Es werden auch keine Güter über peruanische Häfen nach Asien ausgeführt. Das alles sollte die Transoceânica leichter möglich machen, doch die abgelegene Region liegt weiterhin in einem Dämmerschlaf. Im peruanischen Amazonasgebiet hat die neu gebaute Straße dagegen zu großen Veränderungen geführt. Dauerte vorher die Reise hinunter aus den Anden Tage, sind es jetzt nur noch wenige Stunden. Das Gold, das sich am Grund der Flüsse im Regenwald ablagert, zieht Tausende Glücksritter an. Die peruanische Regierung schätzt, dass 20.000 Menschen in der Region illegal nach Gold suchen. Der größte Teil der Provinz Madre de Dios wurde Ende Mai 2016 zum Notstandsgebiet erklärt, denn das Quecksilber, das bei der Goldgewinnung eingesetzt wird, droht 50.000 Menschen zu vergiften. Alle paar Monate werden Razzien mit mäßigem Erfolg durchgeführt. Die Goldwäscher kehren kurz nach Abzug der Polizei immer wieder an ihre Schürfstellen zurück. Der Bus mit den Reisenden auf der Transoceânica passiert diese Region ohne Zwischenfälle. Gerade bei Razzien blockieren die Goldwäscher manchmal tagelang die Straße, um ihrerseits Druck auf die Regierung auszuüben.
Ein Großteil der Reise liegt hinter den Passagieren. Sie haben Brasilien durchquert und fahren nun durch das peruanische Amazonasbecken auf die Anden zu. Das unendliche Grün des Amazonasbeckens weicht immer schrofferen Felswänden. Die Inkas verehrten diese mächtigen Berge als Gottheiten. Sie nannten sie Apus. Einer dieser Götterberge steht am Rande der Route, der Apu Ausangate. Er ist 6.384 Meter hoch. Die Reisenden auf der Transoceânica umfahren seine Flanke über einen 4.725 Meter hohen Pass. Die Hochtäler der Anden sind das alte Herrschaftsgebiet der Inkas. Die Temperatur ist weitaus niedriger als im Amazonasbecken. In Oropesa, einem Vorort von Cuzco, backen die Menschen seit 400 Jahren Brot für die ganze Region. In dem Dorf stehen mehr als hundert Öfen. Kurz darauf erreichen die Reisenden Cuzco. Die Stadt war jahrhundertelang Zentrum des Inkareiches, bis die Spanier kamen, sie niederbrannten und auf den Mauern ihre eigenen Paläste errichteten. Die Stadt zehrt noch immer von ihrer imperialen Vergangenheit. Heute ist sie vor allem ein Touristenmagnet und der Ausgangspunkt für Touren zur legendären Ruinenstadt Machu Picchu. Die Anlage zerbröselt unter den Tritten der Millionen Besucher aus der ganzen Welt. Die Verantwortlichen stehen vor einem Dilemma: Einerseits bringen die Touristen Geld ein, aber andererseits wollen die Archäologen Machu Picchu für spätere Generationen bewahren.
In Peru kommen pro Einwohner etwa dreimal so viele Menschen auf den Straßen um wie in Deutschland oder Frankreich. Einige gefährliche Stellen in den Anden tragen Beinamen wie „Todeskurve“ oder „verhexte Kurve“. Dort stürzten besonders viele Menschen in den Tod. Auf den Hochebenen der Anden lebt zwischen 3.800 und 4.800 Meter Höhe eine Lamaart die Vicuñas. Aus ihrem Fell wird die teuerste Wolle der Welt hergestellt. Doch ein Parasit hat in den letzten Jahren die Bestände der Vicuñas stark dezimiert. Der Parasit frisst sich durch das Fell der Tiere, so dass sie nicht mehr gegen Kälte und Regen geschützt sind und in der Folge erfrieren. Der Westabhang der Anden ist staubig und trocken. Dort beginnt die peruanische Küstenwüste, in der sich vor über 2.000 Jahren die Nazca-Kultur entwickelte. Sie hinterließ kilometerlange Linien in der Wüste, Figuren geformt aus Schneisen im Geröll. Die Busroute führt mitten durch sie hindurch. Die Straße führt direkt am Pazifik entlang Richtung Norden. An der Küste liegen zahlreiche Fischerorte. Pisco ist einer davon. Dieses Jahr macht das Wetterphänomen El Niño den Fischern zu schaffen. Die Fangquote liegt weit unter dem durchschnittlichen Wert.