Den Auftakt der neuen Serie macht das allererste „Traumhaus“, erstmals ausgestrahlt am 23.06.2006: „Ein Holzhaus im Allgäu“. Damals hatte der BR von den vielen Schwierigkeiten des Architektenpaars Angelika Noichl und Klaus Blüml beim Bau ihres ungewöhnlichen Hauses in Oberstdorf berichtet. Nicht nur der schwierige Bauplatz, auch Hochwasser und kräftiger Gegenwind aus dem Ort machten das Bauen zur ganz besonderen Herausforderung. Der Allgäuer Klaus Noichl blieb trotz Stress und Strapazen cool und sagte: „Jetzt regen sich alle auf. Dann gewöhnen sie sich daran. Und in zehn Jahren bauen alle so.“ Hat er recht behalten? „Traumhäuser wiederbesucht“ zeigt, wie die Geschichte weiterging.
Im Februar 2006: ein leerstehendes, heruntergekommenes Rückgebäude in einem engen, eher dunklen Hinterhof, auf allen Seiten bedrängt durch mehrstöckige Nachbargebäude. Hier soll ein Traumhaus entstehen, die Bauherren sind ein junges Münchner Architektenpaar mit zwei kleinen Kindern, „denn wir wollen uns ein eigenes Haus bauen und trotzdem wie bisher mitten in der Stadt wohnen. Ein Haus in einem sterilen Neubaugebiet am Stadtrand mit täglichem Pendeln zu Kindergarten und Arbeitsplatz und langen Wegen zu Einkaufsmöglichkeiten kommt für uns nicht infrage.“ 18 Monate später haben sie aus der ehemaligen Bäckerei ein großzügiges Stadthaus in zweiter Reihe gemacht. Nachverdichtung wie sie im Buche steht: Durch eine alternative Nutzung innerstädtischer Bestandsgebäude entsteht zentraler Wohnraum für junge Familien. Sechs Jahre später besuchte das Filmteam die inzwischen fünfköpfige Familie erneut. Die Wohnungsnot in München hat sich deutlich verschärft, doch ihr Traum vom perfekten Wohnen ist wahr geworden: Wohnen, Arbeiten, Freizeit mitten in der Stadt, genügend Raum auch mit drei Kindern, kurze Wege zu Schulen und Läden und ein Büro im Erdgeschoss. Der inzwischen elfjährige Sohn bewegt sich selbstständig im Viertel, kann zu Fuß Freunde besuchen gehen oder sich nebenan ein Eis holen, die Eltern können Familie und Beruf leichter vereinbaren und auch das soziale Leben funktioniert leichter im quirligen Uni-Viertel mit seinen vielen Cafés. Noch deutlicher als schon bei der Erstausstrahlung im Jahr 2008 zeigt sich die Vorreiterqualität dieses zukunftsweisenden Bauprojekts.
Acht Bauherren, drei Häuser, zwei Architekten. Ein idyllischer und doch zentrumsnaher Bauplatz direkt am Fluss. Gemeinsam hatten sich die jungen Singles und Paare aus Eggenfelden 2008 den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllt. Das Ensemble der Bauherrengemeinschaft besticht durch seine homogene, aber nicht monotone moderne Architektur, den Einsatz regenerativer Energie, die flächensparende Bebauung und die zentrale Lage mit kurzen Wegen in die Innenstadt. „Glückseligkeit!“, so fasste ein Bauherr 2008 die Stimmung knapp und eindrücklich zusammen. Man war angekommen und freute sich auf das gemeinsame und doch individuelle Wohnen direkt an der Rott. Doch nach dem Happy End schrieb das Leben auch diese Geschichte fort. Sieben Jahre nach dem Einzug haben sich die Lebensumstände der meisten Bewohner grundlegend verändert. Passt das Wohnkonzept mit den unterschiedlich großen Einheiten jetzt noch? Vertragen sich die verschiedenen Parteien auch weiterhin? Haben sie das schwere Hochwasser an der Rott gut überstanden? Hat sich der Traum der nachbarlichen Gemeinschaft erfüllt? In „Traumhäuser wiederbesucht“ wird gezeigt, was inzwischen geschah.
Sie hatte in New York und Mombasa gelebt, in Perugia studiert und war als Fotografin auf allen Kontinenten unterwegs. Um ihr Traumhaus zu bauen, war sie 2008 zu ihren Wurzeln, in ihren Heimatort Schliersee in Oberbayern zurückgekehrt. Ihr Mann, Fahrzeug-Ingenieur und beruflich mit modernem Energiemanagement und alternativen Antriebskonzepten befasst, konnte sein Know-How in die Entwicklung des Energiekonzepts ihres Traumhauses einbringen. Zusammen mit Architekt Helgo von Meier (VONMEIERMOHR Architekten, Schondorf am Ammersee) bauten Barbara Maurer und Robert Weber ein modernes Energiesparhaus mit regionalem Charakter. „Ich wollte in der Tradition meiner Heimat bauen, die regionalen Besonderheiten berücksichtigen, auf die Nähe zum See Bezug nehmen und gleichzeitig modern, zeitgemäß bauen“, sagte Barbara Maurer damals. Ein „Rauchkuchlhaus“, wie sie es oft in ihrer Kindheit gesehen hatte, schwebte ihr vor. In der Rauchkuchl (Rauchküche), einer offenen steinernen Feuerstelle mit Kaminabzug, wurde früher gekocht, Brot gebacken und gewaschen. Diese Tradition eines zentralen Funktionsbereichs aus Stein mitten im Holzhaus wollte die Bauherrin weiterleben lassen. Da wegen des nicht tragfähigen Baugrunds aus Seekreide eine Abstützung des Baukörpers mit Pfählen nötig war, bot sich die Geothermie an. Die Sondenleitungen für die Sole-/Wasser-Wärmepumpe konnten direkt in die Rammpfähle eingebaut werden. Das Haus vereint modernes Design und Energieeffizienz mit Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit. Für die Bauherren war es die Erfüllung eines Traums. Genauso hatten sie sich ihr perfektes Heim vorgestellt. Und dann kam doch alles anders…
„Er bunkert sich komplett ein. Da fehlen nur noch die Schießscharten“, lästerte der Schwager des Bauherrn, als der Rohbau dieses Traumhauses 2008 langsam Form annahm. In der Tat grenzt sich das Gebäude am Ortstrand von Schwabach radikal zur Straße hin ab. Ein breiter Riegel mit Doppelgarage und Werkraum bildet den Abschluss eines Gebäudeensembles, dessen ganz besondere Qualitäten sich erst auf den zweiten Blick offenbaren. Das Baugrundstück an einem steilen Nordhang stellte die Architekten Matthias Loebermann und Eric Alles (a. ml + partner aus Nürnberg) vor eine schwierige Aufgabe: Wie möglichst viel Licht ins Haus holen und es trotzdem nach Süden, zur Straße hin, schließen? Die Bauherren, Susanne und Armin Röthenbacher, hatten sich große, helle, offene Räume gewünscht und legten gleichzeitig viel Wert auf Geborgenheit und Privatsphäre. So entstand die Idee, zwischen Garagenkomplex und Wohnhaus einen großen, rundum geschlossenen Hof zu platzieren. Der geschützte Außenraum machte es möglich, die Südseite des Erdgeschosses mit einer raumhohen Glasfront zu versehen: So konnte die optimale Nutzung des Tageslichts mit einer maximalen Öffnung nach draußen und komplettem Sichtschutz verbunden werden. Durch die Nutzung regenerativer Energie erreicht das Gebäude zudem eine hervorragende Energiebilanz. Und am Ende war sogar der skeptische Schwager begeistert von dem außergewöhnlichen Hofhaus. Nun sind acht Jahre vergangen und „Traumhäuser“-Autor Michael Appel hat sich aufgemacht, die Röthenbachers wieder zu besuchen.
2008 findet das junge Bauherrenpaar Stefanie und Boris Alexy ein Grundstück in absolut idealer Lage: am Ortsrand des oberbayerischen Kurorts Bad Kohlgrub, direkt zu Füßen des Hörnle, in nächster Nähe zu den Wanderwegen und Pisten der Ammergauer Alpen und nur wenige Kilometer vom Staffelsee entfernt. Doch die Gemeinde erlaubt keine Abweichungen von der vorherrschenden ländlich-bäuerlichen Bauweise. „Die Vorstellung mancher oberbayerischen Gemeinde, wie denn ein typisches Haus auszusehen hat, gipfelt nicht selten in kitschiger Jodelromantik“, berichten die Bauherren von ihrem langen Kampf für die Umsetzung der eigenen Vorstellungen vom idealen Haus „zwischen Mainstream und Extrawurst“. „Mainstream“ ist bei dem Haus vor allem die Form: Der Riegel mit Satteldach erfüllt in Volumen, Dachform und Firstrichtung ordnungsgemäß die Vorgaben des Bebauungsplans. Doch dann kommen die „Extrawürste“: Die massiven Mauern aus Beton sind nicht verputzt, der Baukörper wirkt dadurch roh und felsig. Im Kontrast dazu lässt Architekt Wolf Frey das Dach förmlich schweben. Zwischen Haus und Dach verlaufen Glasbänder, auch die Giebel sind vollständig verglast. Viele Ortsansässige sind der Meinung, das Haus passe nicht in die Umgebung. Der Architekt widerspricht: Mit seiner monolithischen Form und dem rohen, steinernen Baumaterial passe das Haus hervorragend in die voralpine Umgebung. Zudem verkörpere es eine „Ästhetik des Praktischen“, die regionaltypischer sei als Geranienbalkone und Lüftlmalerei. Auch für den Innenbereich haben sich die jungen Bauherren einen zurückgenommenen, schnörkellosen Stil gewünscht, der dem herrlichen Ausblick auf satte Wiesen und das Hörnle eine adäquate Bühne bereitet: „einfach, modern, schlicht“. 2010 ziehen sie erschöpft, aber glücklich endlich in ihr Traumhaus ein. Dass die Geschichte ganz anders ausgegangen ist als alle erwartet hatten, erfährt Autor Andreas Ammer, als er vier Jahre später wieder nac
Was hat ein Bauernhaus mit winzigen Fenstern, ziegelrotem Satteldach, behäbigem Balkon und traditioneller Holzfassade mit moderner Architektur zu tun? Das scheinbar durch und durch regionaltypische Haus von Doris und Sebastian Wagnerberger in Chieming beantwortet diese Frage erst auf den zweiten Blick. Er offenbart die bewusst gesetzten Stilbrüche, etwa in der Fassadenlattung oder den ungewöhnlichen, großen Öffnungen auf der West- und Südseite. Dass das Haus mit guter Dämmung, Erdwärmepumpe, kontrollierter Lüftungsanlage und selbst steuerndem Sonnenschutz energetisch hervorragend gerüstet ist und sogar Passivhaus-Standard erreicht, erkennt man dagegen auch bei genauem Hinsehen nicht. Der Innenbereich überrascht mit einem ungewöhnlichen Raumkonzept, das weit entfernt ist von Zirbelstubenromantik und Herrgottseck-Gemütlichkeit: unterschiedliche Deckenhöhen, Galerien, offene Raumfolgen, reizvolle Sichtachsen, aber auch geschickt versteckter Stauraum und gemütliche Rückzugsbereiche – und das alles in einer Mischung aus bäuerlichem Traditionalismus und städtischem Loftcharakter. Architekt und Bauherr Sebastian Wagnerberger wollte unbedingt in der Tradition seiner voralpinen Heimat bauen. Allerdings waren seine Frau und er sich einig: „Es darf auf keinen Fall jodeln wie beim Musikantenstadl.“ Das Haus sollte das Lebensgefühl der vierköpfigen Familie spiegeln: heimatverbunden, traditionsbewusst, modern, zeitgemäß, ökologisch und offen für Neues. Fünf Jahre nach dem Einzug fährt Autorin Birgit Eckelt wieder nach Chieming und erfährt: Das Gestaltungskonzept des Hauses kommt an. So hat Sebastian Wagnerberger inzwischen sechs weitere Häuser im Stil seines Traumhauses entworfen und bastelt schon am nächsten Projekt.
Immer mehr Bauherren wollen ökologisch und gestalterisch hochwertige Architektur. Sandra und Heiko Thiele aus Zirndorf waren zu Planungsbeginn 2008 unter den Ersten, die bei ihrem Traumhaus Ästhetik, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit verknüpften. Weitläufige, helle, offene Räume, große Fensterflächen, interessante Blickachsen und ein komplexer, plastisch ausgeformter Baukörper mit vielen Quadratmetern Außenfläche – da ist Energieeffizienz nur möglich, wenn Dämmung, Lüftung und Heiztechnik durchdacht und aufeinander abgestimmt sind. Das Energiekonzept von Architektin Dagmar Pemsel ([dp] architektur-baubiologie, Nürnberg) erfüllte diese Vorgaben voll und ganz. Die Thieles hatten sich ein Haus gewünscht, das nicht nur umweltfreundlich ist, sondern sich auch im Einklang mit der Natur befindet. Die großen Glasflächen machen die Grenzen zwischen Innen und Außen durchlässig, erweitern die Wohnbereiche optisch in die umliegenden Naturräume und holen gleichzeitig die Landschaft ins Haus. Die Thieles genießen die Freiheit und Weite der Innen- und Außenräume und finden ihr Traumhaus einfach fantastisch. Auch fünf Jahre nach dem Einzug, beim Wiederbesuch des BR-Teams, hat sich diese Einstellung nicht geändert. Im Gegenteil: „Das Haus hat unser Leben positiv verändert“, sagt Heike Thiele heute. „Es ist einfach ein ganz anderes Lebensgefühl. Es ist fast unbezahlbar, so leben zu dürfen, dass unser Sohn so aufwachsen kann, mit Garten vor der Tür. Ich denke, wenn man nach Hause kommt und sich einfach wohlfühlt und auch Energie tanken kann, hat man es richtig gemacht.“
Mit einem ganzen Füllhorn voller Sonderwünsche traten der Bauherr und seine Mutter aus Frauenau im Bayerischen Wald an die Architekten Doris Heym und Jakob Oberpriller heran. Mitten im Dorf und trotzdem im Grünen sollte es stehen, Austragshäusl für die Mutter sein und gleichzeitig Rückzugsraum für den auch als Autor tätigen Bauherrn. Außerdem sollte es auf die Bedürfnisse des Alters Rücksicht nehmen; eine inspirierende Atmosphäre schaffen; Energie und Kosten sparen; geschlossen und geschützt und gleichzeitig hell und offen sein; sich ins historisch gewachsene Ortsbild einfügen und trotzdem modern und zeitgemäß sein; auf die Glasmachertradition des Ortes Bezug nehmen; hochwertig und gestalterisch anspruchsvoll und trotzdem preiswert sein; mit der umgebenden Natur korrespondieren. Und – schließlich sollte es ein wahres Traumhaus werden: Einen geräumigen Wintergarten mit großer Glasfassade nach Süden wollten sich der Bauherr und seine Mutter auch noch gönnen. Beim Einzug 2008 konnte das BR-Team feststellen: Den Architekten war es tatsächlich gelungen, sämtliche Bauherrenwünsche zu erfüllen – und das für gerade einmal 182.000 € Gesamtkosten. „Wie im Urlaub“ und „als würde der Sommer das ganze Jahr dauern“ fühlten sich der Bauherr und seine Mutter in ihrem Traumhaus. 2010 wurde das Haus mit dem Publikumspreis der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet und hat seitdem viele weitere Preise gewonnen. Wiederum fünf Jahre später war der BR nochmals in Frauenau und stellte fest: Es gab inzwischen schöne und traurige Entwicklungen, vieles hat sich geändert – doch eines ist gleich geblieben: Die grundsätzliche Zufriedenheit mit dem „Haus mit Wintergarten“ und das Gefühl „Wir würden es wieder genauso machen“.
Die meisten Bauherrenträume scheitern sehr schnell an den harten Tatsachen der Finanzierung und anderen Hürden auf dem Weg zum Traumhaus: Bauordnungen, Bebauungspläne und örtliche Bauvorschriften. Wie im Fall des „Hauses mit Gauben“ in Eichenau bei München. Architekt Michael Wimmer vom Münchner Büro 03, der das Haus zusammen mit seinen Kollegen entwarf, hatte sehr wenig Gestaltungsspielraum. Das von den Bauherren gewünschte Flachdach – nicht möglich. Ein zweites Geschoss – nicht erlaubt. Die Ausrichtung von Haus und Garage, die Traufhöhe, die Anzahl der Gaubenfenster – alles war genauestens festgelegt. Trotzdem ist es den Architekten gelungen, ein Haus zu entwerfen, das sich schlicht und zurückhaltend in die Umgebung eingliedert und sich doch auf den ersten Blick als etwas Besonderes zu erkennen gibt. Das liegt vor allem an den ungewöhnlich hohen Gaubenfenstern, die dem Haus nach außen Charakter verleihen und in der Innenwirkung aus dem Dachgeschoss fast ein zusätzliches Stockwerk machen. Auch die auffälligen aufgesetzten Fensterrahmen aus Edelstahl und die unregelmäßige Platzierung der Fenster fallen sofort ins Auge. Klar und funktional, ohne Schnörkel und Extravaganzen, aber hochwertig in Gestaltung und Ausstattung – so hatten sich die Bauherren ihr ganz persönliches Traumhaus gewünscht. Zehn Jahre nach dem Einzug besucht das Filmteam die Bauherren wieder und fragt nach, ob sie noch zufrieden sind mit ihrem sorgfältig durchkomponierten Haus, was sich in ihrem Leben geändert hat, und ob das Haus noch zu ihren aktuellen Bedürfnissen passt. Eines sei vorweg genommen: Am „Haus mit Gauben“ zeigt sich deutlich, dass genaue und umsichtige Planung sich lohnt.
„Wie ein Festtagsgewand – schwarz, elegant und alles andere als alltäglich“, so beschreibt Architekt Christian Schulz die außergewöhnliche Fassadenverkleidung des Einfamilienhauses in Helmstadt bei Würzburg, das er für eine junge Familie entworfen hat. In der Tat sticht die dunkle Hülle aus Faserzementplatten mit den bündig eingefassten hellen Fensterrahmen aus Aluminium sofort ins Auge. Auch die klare Form des Hauses, ohne Dachüberstände, Balkone oder Erker zieht die Blicke auf sich. Da auch das Dach mit dunklen Ziegeln gedeckt ist, wirkt der Baukörper sehr einheitlich. In spannungsreichem Kontrast dazu steht der Anbau aus hellem Lärchenholz, in dem das Büro des Bauherrn, einem Schlossermeister, untergebracht ist. Das Bauprojekt war für die junge Familie aus Helmstadt nur möglich, weil sie das Grundstück am Ortsrand geerbt und sehr viel Eigenarbeit geleistet haben. Vater, Brüder, Freunde, Bekannte – alle halfen in zahllosen Arbeitsstunden mit. Die Hauptlast jedoch trugen Bauherrin und Bauherr, die über ein Jahr lang nach der Arbeit und am Wochenende auf der Baustelle schufteten. Auch zehn Jahre später sind die Bauherren immer noch der Meinung: Alle Mühe hat sich gelohnt. „Anfangs war ich mir nicht sicher, ob die Fassade nicht zu düster und abweisend wirken würde“, sagt die Bauherrin, „doch heute finden wir das Haus immer noch klasse.“ Was hat sich geändert im Leben der Familie? Was würden sie heute gestalterisch anders machen? Wird das Haus ihren Bedürfnissen auch noch im Alter entsprechen? Das Filmteam von „Traumhäuser wiederbesucht“ hat nachgefragt.
„Ich will kein Haus, dessen Baustil schon in fünf Jahren aus der Mode gekommen sein wird, sondern ein zeitlos schönes - edel und schlicht, modern und trotzdem traditionsbewusst.“ Das sagte der Bauherr vor elf Jahren, als er begann, sein neues Domizil mit Gerhard Stierstorfer und Andrea Woller vom Regensburger Architekturbüro statt-plan zu entwerfen. Sie hatten fast unbegrenzte Möglichkeiten damals, auf einem großen Grundstück im freien Feld, das nur wenigen Bauvorschriften unterlag. Doch Bauherr und Architekten waren sich einig: Das Haus sollte „ortstypisch und ehrlich“ sein, kein exzentrischer Repräsentationsbau, sondern ein Gebäude, das sich in die Landschaft ebenso unaufdringlich und sensibel einpasst wie in die bauliche Tradition der Region. Die Architekten wählten die Form des klassischen Dreiseithofes mit einem Haupthaus und Nebengebäuden. Ganz wichtig für die Erfüllung seines Traums vom perfekten Leben auf dem Land war für den Bauherrn, einen passionierten Jäger, die jagdgerechte Infrastruktur: Ein Zerwirkraum im Nebengebäude, Schiebeschienen mit Schlachthaken, ein Jagdzimmer mit Waffenschrank – und eine Hundedusche gleich neben dem Haupteingang, damit Jagdhund Veit nicht mit schlammigen Pfoten durchs Haus toben konnte. Elf Jahre später tobt bereits Veits junger Nachfolger Woody durch die großzügigen Räume. Und es gibt inzwischen noch zwei neue Bewohnerinnen des Hauses: die Töchter Lidvina und Jakoba. Bauherr Ludwig Fischer und seine Lebensgefährtin Patrizia Fahrner fühlen sich sehr wohl in dem abseits gelegenen Anwesen, aber ein paar Dinge würden sie anders machen und natürlich schmiedet der ruhelose Hobbyjäger längst weitere Pläne. Ein Garagentrakt soll vielleicht noch gebaut werden, ein paar An- und Umbauten stehen an. Nur eines weiß der Bauherr sicher: Die stilvolle und bodenständige Zeitlosigkeit, die er sich für sein Zuhause gewünscht hat, die ist den Architekten gelungen.
Für Jutta Görlich und Peter Haimerl war ein altes, verwittertes Bauernhaus tief im Bayerischen Wald die ideale Vorlage für die Verwirklichung ihrer Wohnträume. Ein Haus mit Geschichte, mit Tradition. Ein Haus, in dem schon viele Generationen gelebt haben, das gewachsen war mit den Bedürfnissen seiner Bewohner. Ein Haus, dem man die fast 170 Jahre, die es nun alt war, auch ansah. Eine Edel-Renovierung im Landhausstil kam für sie nicht infrage. Peter Haimerl, der in München ein Architekturbüro betreibt, sucht nach Wegen, ursprüngliche Architektur authentisch zu bewahren und sinnvoll und behutsam mit Neuem zu verknüpfen. Bei seinem eigenen Haus ging er radikal vor. Die halbverfallene Bausubstanz wurde erhalten und dient nun als kontrastreicher Rahmen für das Neue. Auch an der den bäuerlichen Bedürfnissen angepassten Raumaufteilung und den für heutige Verhältnisse eher kleinen Fensteröffnungen wurde fast nichts verändert. Durch das Einfügen von unverputzten Betonkuben in die bestehende Struktur entstand ein Haus im Haus. So wie ihre Vorgänger im Lauf der Jahrzehnte Teile an- und umgebaut oder Innenwände mit zusätzlichen Schichten versehen hatten, ergänzten die neuen Bewohner eine weitere Schicht, die an vielen Stellen kontrastreich mit der historischen Bausubstanz korrespondiert. Auf keinen Fall wollten die Bauherren „städtisch geprägte Bayerwaldfolklore“. Im „Haus im Haus“ trifft moderner Minimalismus auf ländliche Kargheit. Acht Jahre nach dem Umbau hat BR-Autorin Eva Wollschläger das „Haus im Haus“ und seine Bewohner wieder besucht. Fühlen sie sich noch wohl in ihrem klösterlichen Refugium am Waldrand? Haben sie es inzwischen vielleicht doch noch mit Kissen, Teppichen, Vorhängen und anderen Zugeständnissen an Komfort und Bequemlichkeit ausgestattet? Oder halten sie weiterhin am reduziert-asketischen Lebensstil fest, den das Haus bewusst vorgibt?
Ein länglicher Riegel, eine dunkle, fast vollständig geschlossene Holzfassade und fünf Einschnitte. Das sind die Ingredienzien eines gelungenen Traumhauses in Passau. Gebaut vor acht Jahren, wurde es damals mit Misstrauen beäugt. Inzwischen hat es Nachahmer gefunden. Ob auch die Bauherren noch zufrieden sind, möchte Filmautor Frieder Käsmann wissen.
Ein Supermarkt, ein Giraffenkäfig, die Villa Kunterbunt – von schier unerschöpflicher Fantasie, einiger Skepsis und einer Riesenportion Neugier beflügelt beobachteten Anwohner und Passanten 2006 die Bauphase des rätselhaften Hauses am Nürnberger Stadtrand. Unzählige Fahrradfahrer, Spaziergänger und Jogger passieren bis heute täglich das auf drei Seiten an öffentliche Wege grenzende Eckgrundstück. So erhielt das Bauprojekt von Anfang an erhöhte Aufmerksamkeit. Und in der Tat ließen weder der unregelmäßige Grundriss noch die fast fensterlosen Außenmauern Rückschlüsse auf die Natur des hier entstehenden Gebäudes zu. Nur eines war klar: Es würde etwas Außergewöhnliches werden. Diese Überzeugung verfestigte sich, als das Bauwerk schließlich von einem seltsamen Gerüst aus Holzstäben umschlossen wurde. Nachbarn und Passanten waren ratlos. Das Geheimnis des Rätselhauses: Die netzwerkarchitekten aus Darmstadt hatten hier ein Haus für eine fünfköpfige Nürnberger Familie entworfen, das maximale Zurückgezogenheit ohne Einengung ermöglichen sollte. Aufgrund der belebten Umgebung hatten sie sich dafür entschieden, das Haus durch eine grüne Hülle vor allzu vielen Einblicken abzuschirmen. Ein Rankgerüst aus Lärchenholzlamellen sollte den Baukörper und die drei Höfe umschließen und geschützte Außenräume schaffen. Zentrum des Hauses: ein 70 Quadratmeter großer Wohnhof, an den sämtliche Wohnräume mit großen Glasfronten angrenzen würden. Nach außen hin sollte sich das Gebäude lediglich durch einige Glasbänder und kleinere Fenster im Obergeschoss öffnen. Im Sommer 2016 hat ein Team des BR das Haus wieder besucht. Das Rankgerüst ist inzwischen vollständig bewachsen, bildet einen Sichtschutz für die Höfe und bewirkt, dass sich das Gebäude unauffällig in seine grüne Umgebung einfügt – genauso wie die Architekten das geplant hatten. Die Raumwirkung im Innenbereich ist verblüffend: Weitläufig, hell, offen und gleichzeitig
Mit 70 Jahren noch einmal komplett neu anfangen? Warum nicht, sagten sich neun unerschrockene Senioren aus Ebersberg bei München. Sie starteten ein einzigartiges Bauprojekt, um ihren Lebensabend gemeinsam in einem altersgerechten, barrierefreien und rollstuhlgerechten Haus zu genießen. Das „Haus für neun Senioren“ wurde von drei Ehepaaren und drei alleinstehenden Frauen mit viel Idealismus und mindestens genauso viel vorausschauender Planung realisiert. Dabei war die Skepsis bei Freunden und Verwandten anfangs groß. Tatsächlich gab es damals so gut wie keine Vorbilder für Senioren-Bauherrengemeinschaften. Das schreckte die mutigen Ebersberger aber nicht. Sie sahen sich als Pioniere in Sachen Wohnen im Alter. Ihr Erfolgsrezept: Nicht warten, bis man wirklich alt ist, sondern planen, wenn man sich noch jung und fit fühlt. Von ihren individuellen Wohnvorstellungen mussten sich die neun Bauherren nicht verabschieden. Ihre ganz unterschiedlichen Bedürfnisse und finanziellen Mittel hat Architektin Maria Weig bei der Planung berücksichtigt. Das „Traumhaus“ der Ebersberger Senioren ist nicht nur in sozialer, sondern auch in ökologischer Hinsicht wegweisend. Das Niedrigenergiehaus mit seinen 540 Quadratmetern Wohnfläche verfügt über eine Solaranlage für Warmwasser und Heizungsunterstützung sowie über eine Regenwasserzisterne für die Gartenbewässerung. Vier Jahre nach dem Einzug hat Filmautor Frieder Käsmann die vitale Hausgemeinschaft wieder besucht. Hat das Experiment geklappt? Sind noch alle glücklich? Kommen sie miteinander klar?
Mit Ende sechzig noch einmal neu bauen? Das wäre noch vor zehn Jahren unvorstellbar gewesen. Doch inzwischen wagen immer mehr Senioren den Neubeginn. Auch Helga Maria Finsterwalder und Ernst Lichtnecker hatten sich 2012 mit fast siebzig Jahren noch einmal auf das Abenteuer Bauen eingelassen – und dann auch noch mit einem wirklich gewagten Haus, asymmetrisch und ganz ohne Ecken und Kanten im oberbayerischen Bad Endorf. „Befreit und erleichtert“ fühlte sich die frischgebackene Besitzerin des eingeschossigen Holzhauses kurz nach dem Einzug. Jahrelang hatten sie und ihr zweiter Mann in eigenen Häusern gewohnt, die längst zu groß geworden waren. Das neue Haus ist kompakt und den veränderten Bedürfnissen im Alter angepasst. Und dabei ist es mit seiner biomorphen Gestalt ein echter Blickfang. Durch die dynamischen Rundungen aus Lärchenholz wirkt es naturnah und passt trotz der ungewöhnlichen Form in die Umgebung. Entstanden sind 120 Quadratmeter hochwertig gestalteter Raum, in dem die meisten Bereiche offen miteinander verbunden sind. Kurze Wege und barrierefrei – schöner kann altersgerechtes Wohnen nicht sein. Drei Jahre nach dem Einzug hat ein BR-Team die Bewohner nochmals besucht. Wie haben sie sich eingelebt im „Haus mit Kurven“? Würden sie es wieder so bauen? Und was sagen die anfangs skeptischen Nachbarn heute?
Drei Brüder wollen drei Häuser bauen, gemeinsam Wand an Wand. Und die drei Reihenhäuser sollen auf dem Bürotrakt ihrer gemeinsamen Firma. Um Platz für das brüderliche Bauprojekt zu schaffen, wurde 2012 auf dem Gelände des ehemaligen Dreiseithofes der Familie in Allach bei München ein älteres Gebäude abgerissen. Die ungewöhnliche Idee der Planer, M8 architekten München, die Firmenräume der Brüder als gemeinsamen Sockel für drei komplett eigenständige Hausteile zu nutzen, fand bei der alteingesessenen Allacher Familie großen Anklang, denn die Wohneinheiten für die drei Brüder sind exakt baugleich und damit bis auf den Quadratmeter gerecht verteilt. „Diese Mischung aus Privatheit und Nähe finden wir richtig gut“, sagten die Eltern, die auf der gegenüberliegenden Seite des Anwesens wohnen. Auch die Tradition, Wohnen und Arbeiten auf dem Hof zu vereinbaren, sollte fortgesetzt, der Innenhof als von allen gemeinsam genutzte Freifläche das Zentrum des Familienlebens werden. So ist mit dem „Haus aus drei Häusern“, das den Dreiseithof wieder schließt, ein kleines Dorf im Dorf entstanden. Vier Jahre später hat Filmautor Andy Ammer das beispielhafte Großfamilien-Wohnmodell wieder besucht und festgestellt: Auf dem historischen Hof wohnen heute wieder drei Generationen: Zwei der drei Brüder haben sind inzwischen Väter geworden. Die Tradition kann – in zeitgemäßer Form, mit zeitgenössischer Architektur und einer Computerfirma statt Landwirtschaft – fortgesetzt werden.
Hochherrschaftlich in einem Schloss zu wohnen, davon träumen viele. Für die 18 Bewohner des Mehrgenerationenhauses von Schloss Blumenthal in Aichach bei Augsburg wurde dieser Traum wahr. Die Lage am denkmalgeschützten Fugger-Ensemble ist einzigartig und das Bauprojekt auch aus ökologischer Sicht beispielhaft: Holzfaserdämmung, Gründach und das schlosseigene Pellettheizwerk sorgen für eine gute Energiebilanz. Für den Architekten Kolja Sparrer war es eine Herausforderung, die bunte Schar von Bewohnern, die immerhin vier Generationen umfasst, buchstäblich unter ein Dach zu bekommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: zehn völlig individuell gestaltete Ein- bis Vierzimmerwohnungen. Viel diskutiert wurde auch über die Frage, ob zeitgemäße Architektur überhaupt in das historische Umfeld passt. Heute fügt sich der große, dreigeschossige Holzriegel mit Pultdach gut ein und die Künstler der Bauherrengemeinschaft haben sogar eigens ein Farbkonzept erstellt. Die traditionellen Blumenthaler Hausfarben finden sich jetzt im Neubau wieder: Rot für Fenster, Läden und Putz im Dachgeschoss, gelb in der Lärchenschalung und grün auf dem Dach – ganz im geschichtlichen Kontext und trotzdem modern. Gemeinschaftsorientiert und sehr individuell – nach dem Einzug 2012 waren sich alle einig: Das Haus am Schloss ist ein beispielhaftes Wohnmodell für die Zukunft. Einige Jahre später besucht BR-Autorin Eva-Wollschläger das Projekt nochmals und sieht nach, wie sich die heterogene Gemeinschaft in dem ungewöhnlichen Holzhaus inzwischen eingelebt hat.
Was haben eine alte Linde in Dachau, landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge in Oberbayern und Chiemgauer Milchkühe mit moderner Architektur zu tun? Die Antwort findet sich in diesem Film der Reihe „Traumhäuser wiederbesucht“, der drei ganz unterschiedliche Beispiele für vorbildliches Bauen im Bestand vorstellt. Auffällig und originell ist das „Baumhaus“ in Dachau. Die Aststruktur einer riesigen, denkmalgeschützten Linde spiegelt sich in der Fassade des Wohn- und Arbeitshauses der Architekten Konrad Deffner und Dorothea Voitländer, das sie 2006 fertigstellten. Das ungewöhnliche Fassadenmaterial aus halbtransparentem Kunststoff machte es möglich, das Muster der Baumstruktur gleichsam in die Fassade einzutätowieren. Der eigenwillige, moderne Neubau nimmt nicht nur auf den Baum Bezug, sondern auch Form und Volumen des historischen Vorgängerbaus auf und schließt den kleinen Platz mitten in der Dachauer Altstadt, dessen Mittelpunkt die alte Linde ist, wieder städtebaulich sinnvoll ab. Eine ehemalige Maschinenhalle bei Niederarnbach in Oberbayern hatten die Münchner Architekturbüros architekturusw und index-studio vor zehn Jahren zu einem ungewöhnlichen Atelier- und Wohnhaus für zwei Künstler umgebaut. Nur wenige Elemente erinnern heute noch daran, dass hier einmal Traktoren und Mähdrescher gebaut wurden. Alles wurde gemäß der individuellen Bedürfnisse der beiden Maler umgestaltet und in eine moderne Formensprache übersetzt. Auch das dritte und letzte Beispiel zeigt die Umgestaltung alter Bausubstanz. Ein Innenarchitekten-Ehepaar hatte 2006 eine denkmalgeschützte Scheune im Chiemgau in ein modern-ländliches Refugium verwandelt. Wo früher der Kuhstall war, befindet sich heute das großzügige Büro der Bauherren. Das böhmische Gewölbe des Stalls wurde genauso sorgsam erhalten und in die neue Architektur eingebunden wie das historische Bundwerk und die Holzstruktur des Heubodens. Zehn Jahre später hat ein Filmteam alle drei Projekte wieder
Zwei Allgäuer Traumhäuser, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: das eine streng geometrisch mit spitzen und stumpfen Winkeln, vielen Einschnitten in den Baukörper und einer dominanten Diagonalen, die den Innenraum gliedert; das andere weich, rund, dynamisch mit fließend ineinander übergehenden Wohnbereichen und einem Grundriss mit vier Flügeln, der an einen Schmetterling erinnert. Die klar strukturierte „Wohnskulptur“ steht in Börwang bei Kempten auf einem schmalen Grundstück mitten in einem Neubaugebiet. Das „Haus wie ein Schmetterling“ dagegen, befindet sich in der freien Landschaft inmitten hügeliger Bergwiesen vor einer prächtigen Alpenkulisse. Die beiden ungewöhnlichen Projekte haben jedoch eines gemeinsam: Sie sind steingewordene Bauherrenträume. Beide Architektenteams, Becker Architekten aus Kempten für die Wohnskulptur und Kehrbaum Architekten aus Augsburg für das Schmetterlingshaus, haben ihre Konzepte in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bauherren entwickelt. Beide Häuser sind maßgeschneidert auf die individuellen Bedürfnisse und Vorstellungen der Bauherren vom perfekten Wohnen. Und natürlich reagieren beide Häuser auf die jeweilige Umgebung: Der Schmetterling öffnet sich mit großen gebogenen Glasfronten frei in die weite Landschaft, die Wohnskulptur schafft durch geschickt platzierte Einschnitte in den Baukörper geschützte Freiräume und grenzt sich gegen die dichte Nachbarbebauung ab. Auch zehn Jahre nach ihrer Fertigstellung sind beide Häuser immer noch architektonische Avantgarde. Die innovativen, gewagten Konzepte haben in dieser radikalen Form bisher nur wenige Nachahmer gefunden. Sind sie ihrer Zeit einfach immer noch voraus – oder etwa zu eigenwillig, um Standards zu setzen? Haben sich die Entwürfe für die betroffenen Bauherren bewährt, und wie bauen die beteiligten Architekten heute?
Nach dem Motto „Gemeinsam geht es besser“ gründete eine Gruppe von Kreativen 2010 eine Genossenschaft und kaufte eine „Traumfabrik“ zum Wohnen und Arbeiten im Münchner Stadtteil Berg am Laim. Der große Stahlbetonkomplex mit Vorder- und Rückgebäude stammt aus den 1960er-Jahren und war früher eine Kleiderfabrik. Wo einst für die Stange genäht wurde, haben sich jetzt 40 Künstlerinnen und Künstler mit ihren ganz individuellen Bedürfnissen eingenistet. Da das Gelände direkt an ein Wohngebiet angrenzt, machte die Lokalbaukommission eine Ausnahme und genehmigte eine gemischte Nutzung – allerdings mit der strengen Auflage, dass in der Kunstfabrik nur wohnen darf, wer hier auch arbeitet. Zudem wurde die Zahl der genehmigten Wohnungen auf acht begrenzt. Der Münchner Architekt Stefan Holzfurtner, der die Sanierung des Areals übernahm, entwarf daraufhin für das fünfgeschossige Vorderhaus verschiedene maßgeschneiderte Wohneinheiten. Im viergeschossigen Rückgebäude entstanden Atelierräume, Werkstätten, Studios und Büros. Keine Luxus-Lofts, sondern Nüchternheit und höchste Raumökonomie – das war das Grundprinzip für die Baugenossenschaft und damit auch für den Architekten. Der raue Charme des Industriebaus blieb erhalten und viele Überbleibsel der gewerblichen Nutzung, wie z.B. der große Lastenaufzug, sind heute für die Künstler Gold wert. Die „Fabrik für die Künste“ ist ein Musterbeispiel für urbanes Bauen. Das Quartier wird durch die Kreativen aufgewertet, die Räume sind bezahlbar und das Gebäude, ein Klassiker der industriellen Moderne, blieb erhalten und entspricht nun den aktuellen Energie-Standards. 2012 sind Musiker, Maler, Bildhauer, Fotografen, Grafiker und Designer hier eingezogen. Inzwischen hat das Projekt mehrere Preise gewonnen. Ein Kamera-Team des BR hat die Kunstfabrik vier Jahre nach dem Einzug nochmals besucht.
Kinder, Küche und Karriere unter einem Dach! Davon träumen viele berufstätige Eltern. Nadine Ottinger aus Adelsried bei Augsburg hat sich diesen Traum erfüllt. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Mann baute die junge Architektin ein Mehrgenerationenhaus. Das Kinderzimmer für den Nachwuchs in spe ist besonders geschickt geplant: Von beiden getrennten Wohneinheiten aus gibt es eine Verbindungstür, so dass der Babysitter-Service der Großeltern in Zukunft reibungslos über die Bühne gehen kann. Umgekehrt möchte sich Nadine Ottinger auch auf kurzen Wegen um ihre Eltern kümmern können, wenn diese einmal pflegebedürftig werden sollten. Und im Untergeschoss hat sie sich ein großes Büro eingerichtet.