Das großflächige Gemälde „Das Atelier des Malers“ ist zweifellos eines von Gustav Courbets (1819-1877) geheimnisvollsten Werken. Mit diesem sehr vielschichtigen und allegorischen Bild beschreibt der Maler die französische Gesellschaft des Zweiten Kaiserreichs aus seiner ganz persönlichen Sicht. Er selbst ist darauf in der Mitte seines Ateliers zu sehen, und zwar malend. Umgeben ist er von einer kuriosen Versammlung von etwa 30 Personen. Welche Geschichte will uns Courbet mit dieser Bild-im-Bild-Komposition erzählen?
Mit dem „Atelier“ schuf Courbet ein engagiertes Werk, das als eine Art zeitkritisches Manifest verstanden werden kann: Die Welt selbst sei zu ihm gekommen, um sich malen zu lassen, schreibt Courbet in einem Brief, „rechts alle Aktionäre, das heißt Freunde, Arbeiter und Liebhaber der Kunstwelt“. Links dagegen treffe man auf die andere Welt, die des alltäglichen Lebens, auf „Händler, Jäger, Bettler und Priester“– kurz: auf die ganze gesellschaftliche Skala zwischen Arm und Reich.
Das Bild versetzt den Betrachter mitten hinein ins Zweite Kaiserreich, sieben Jahre nach der Juli-Revolution von 1848 und drei Jahre nach der autoritären Machtübernahme durch Napoleon III. Mit den auf dem Gemälde porträtierten Figuren erhellt Courbet auch die fortschrittlichen Ideen jener Epoche: Der Schriftsteller und Kritiker Jules Champfleury beispielsweise verfasste mehrere Schriften zum Realismus in der Kunst und Literatur; der Ökonom und Soziologe Pierre-Joseph Proudhon verbreitete sozialistischen Ideen zu einer gerechteren Verteilung des Reichtums, und Charles Baudelaire sollte zwei Jahre später mit den anfangs als anstößig empfundenen Gedichten seines Bandes „Die Blumen des Bösen“ zum Begründer der modernen europäischen Lyrik werden.
(Text: arte)
"L'atelier du peintre" nous projette au cœur du Second Empire. Gustave Courbet, quelques années après la révolution de juillet 1848, nous y offre sa vision de la société à travers un réalisme critique dénonçant le pouvoir autoritaire de Napoléon III.
Paris shone brightly in the second half of the 19th century, with its fashionable restaurants, and its cabarets and theatres, which provided the spectacle of a carefree society. The industrial revolution produced wealth, and fortunes were amassed and lost.
Gustave Courbet's work is politically involved and provocative. It reveals his support for revolutionary movements, and condemns Napoleon III's authoritarian regime. In addition to its critical dimension, the canvas has an air of mystery, and depicts contradictions.