Die Violinistin Janine Jansen und das Orchestre de Paris unter Leitung von Paavo Järvi geben in der Philharmonie de Paris Werke zweier großer russischer Komponisten zum Besten. Den Einstieg in den Abend bildet das Violinkonzert von Piotr Iljitsch Tschaikowski, eine technische Meisterleistung von begeisterndem Lyrismus. Es folgt die 5. Sinfonie von Schostakowitsch, die tief in der russischen Geschichte verwurzelt ist. In dem von der Romantik geprägten einzigen Violinkonzert Tschaikowskis bedient sich der Komponist aufbrausender Variationen, die in eindringliche Passagen übergehen. Die weltbekannte Partitur, die sich auch in Radu Mihăileanus Das Konzert von 2009 wiederfindet, schlägt übersprudelnde wie auch melancholische Töne an und verlangt dem Solisten eine besondere technische Virtuosität ab. Der Klang und die klare Struktur der 5. Sinfonie von Schostakowitsch spiegeln hervorragend den Optimismus und sozialistischen Realismus wider. Komponiert wurde das Stück anlässlich der Feierlichkeiten in Leningrad 1937 zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution, es sollte den Propagandazwecken des Stalinismus dienen. Doch die deutlich spürbare Euphorie des Werkes lässt auch erahnen, wie Schostakowitsch versuchte, die Zensur zu umgehen. Es steht sinnbildlich für die Reue, die der Komponist über seine Oper Lady Macbeth von Mzensk aus dem Jahr 1934 empfand, deren Komplexität und satirische Anspielungen Stalin missfallen hatten.