An freien Wochenenden wünscht Inga sich grundsätzlich die Vorhersage Regenwahrscheinlichkeit: null Prozent“. Und wenn die Erderwärmung das schon im März möglich macht? Toll! Aber Inga weiß, dass geht gar nicht. Umwelt: ganz schlimm. Global Warming: superschlimm. Artensterben: ein Desaster. Wo man auch hinsieht, zeichnen sich Horrorszenarien ab. Aber was ist mit ihrem eigenen Leben? Könnte sie selbst nachhaltiger, „grüner“ leben? Die Bestandsaufnahme des Umweltexperten Martin Kloss ist bitter: „Mobilität, Wohnen, Konsum, Energie und Ernährung: Das sind fünf Bereiche, in denen man jeweils Stellschrauben so verändern kann, dass man schon umwelt,- und ressourcenbewusster handelt.“ Wie steht es wirklich um Handys, Pet-Flaschen und Stromsparen? Dann schickt er Inga schließlich in die Berge. Sie soll lernen, wie man autarker leben kann, wie man Vorräte schafft und einweckt. Ob das Gelernte auch in der Großstadt umsetzbar ist? Was kann man überhaupt machen, wenn man einen Single-Haushalt in einer Metropole und nicht 400 Hektar Land zum selber Bewirtschaften hat?
„Her mit dem perfekten Leben! Wir sagen wie …“ Eine typische Schlagzeile einer Frauenzeitschrift! Was da drinsteht, das sollte man wirklich mal machen. Und dann? Was, wenn man diese Tipps einmal wirklich ernst nehmen und leben würde? Inga liest Frauenzeitschriften seit sie 14 Jahre alt ist. Also eigentlich schon immer. Sie sammelt sie sogar. Natürlich nur, wenn etwas Brauchbares drinsteht. Psychotests, Sextipps, Styling, Diäten. Das Einzige, was Inga aufregt, ist, dass doch eigentlich klar sein sollte, dass man so gar nicht sein kann. Wer ist schon so „perfekt“? Unmöglich! Inga beschließt, sich fünf Tage lang dem strengen Diktat der Zeitschriften zu unterwerfen, ihre Tipps als Bibel zu nutzen, Tricks und Tests umzusetzen. Sie stürzt sich in eine Obstdiät, lernt bei einer Profi-Tänzerin strippen, geht zur Tantra-Massage, um neue sexuelle Erfahrungen zu sammeln, und unterwirft sich den aktuellen Beauty-Trends – natürlich inklusive Intim-Waxing.
Wer sucht, der findet! Jaja, klar. Blöde Weisheit. Inga ist eine ewig Suchende. Mal sucht sie ihre Schlüssel, meist ihren Traummann und immer wieder ein passendes Oberteil für freitagabends. Aber im Moment scheint Ingas gesamtes weibliches Umfeld vor allem eins zu suchen: sich selbst. Das ist irgendwie hipp. Ihre Freundinnen sind neuerdings Yogis, lassen sich Tarotkarten legen und meditieren nach der Arbeit. Vielleicht laufen die Dinge manchmal nicht so rund, weil sie – oder ihr Alter Ego – sich selbst im Weg steht? Wissen ist Macht – und Inga will jetzt wissen, wer Inga eigentlich ist. Sie macht Termine. Bei ihrem ersten Treffen erlebt Inga eine „Reinkarnation“, eine Rückführung in vergangenes Leben – und landet gleich in zwei verschiedenen! Dann reist sie in die Berge und lernt von der „Weißen Büffelfrau“ Viola was Schamanismus bedeutet, nimmt an einer schamanischen Reise teil und versucht, ihr ganz persönliches, „inneres Krafttier“ zu finden. Schließlich stellt Inga sich ihrer Vergangenheit erneut. Beim „Rebirthing“ versucht Inga durch gezieltes Atmen ihren „inneren Raum“ zu vergrößern und vielleicht sogar ihre eigene Geburt in ihr Bewusstsein zu holen. Schwere Kost für Inga. Wäre da nicht diese ausgeprägte Neugier, die sie die Suche nach sich selbst nicht aufgeben lässt.
Sexclubs, Porno, Livesex. Und Nutten. Das ist jetzt gar nicht abwertend gemeint, sondern eine akkurate und sehr treffende Beschreibung des Hamburger Kiez. Wie die Beatles in Wurfweite der Reeperbahn auf „Can’t buy me love“ kamen, ist Inga etwas schleierhaft. Das älteste Gewerbe der Welt hat die Wirtschaftskrise ohne größere Einbrüche überstanden. Natürlich. Vor Ingas Lieblingsdiskothek ist der Transenstrich, neben ihrem Late-Night-Imbiss ist ein Herrenclub, und in der Videothek stehen Hardcore-Pornos ein Regal hinter den Mystery-Blu-Rays. Sex wohin man sieht. Für Inga ist das alles Alltag. Und dennoch: Es ist ihr fremd. Sie weiß natürlich, dass das alles kein Aufreger mehr ist. Aber sie hat sich immer schon gefragt, wie er sich eigentlich anfühlt, der Sexkonsum. Als Konsument – und als Dienstleister. Inga ist auch jung und braucht ständig Geld, aber ins Sex-Business einzusteigen ist ihr trotzdem noch nie eingefallen. Zu Recht? Inga möchte wissen, wie es sich anfühlt, seinen Körper zu verkaufen und taucht ein in Hamburgs Milieu.