Sie heißen Man Ray, Dora Maar, Alvarez Bravo, Brassai, Andée Kertesz, Henri Cartier-Bresson. Sie gehören zu den wahren Größen der Fotografie des zwanzigsten Jahrhunderts. In den 1930er Jahren verkörpern ihre Bilder den Surrealismus intensiver denn je.
Bernd und Hilla Becher, Begründer der Düsseldorfer Fotoschule, sorgten mit ihren schnörkellosen und nach Objektivität strebenden Bildern für grundlegende Umwälzungen in der fotografischen Praxis. Absolventen wie Thomas Ruff und Andreas Gursky, die durch diesen Stil entscheidend geprägt wurden, zählen zu den einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts.
Fast das gesamte 20. Jahrhundert hindurch dominierte in der Fotografie der realistische Stil. Doch ab den 60er Jahren galt die "inszenierte Fotografie" nicht mehr als altmodisch, sondern kam vor allen Dingen in den USA wieder auf, wobei sie stark von anderen Kunstgattungen wie Film, Theater, Performance und Bildhauerei beeinflusst wurde.
Die Fotografie trat 50 Jahre nach ihrer Erfindung einmal mehr in Konkurrenz zur Malerei. Die Streitfrage ist so alt wie die Fotografie selbst: Ist sie nur ein banales Abbild der Wirklichkeit oder erlaubt sie, die Realität genauso subjektiv darzustellen wie Malerei oder Zeichnung? Die kunstfotografische Stilrichtung des Pictorialismus mied jedenfalls ganz bewusst die Auseinandersetzung mit der Realität.
Die "Neue Fotografie", deren Durchbruch durch einen Kritiker der 20er Jahre triumphal verkündet wurde, ist ein typisch europäisches Phänomen - und ihre Vertreter, die "neuen Fotografen", werden wie Heilsbringer empfangen, die den Kontinent ganz neu aus den Ruinen des Ersten Weltkriegs auferstehen lassen würden.
Nah, nackt, intim - in den 60er Jahren beginnen Fotografen, keine Äußerlichkeiten oder Objekte mehr abzubilden, sondern konzentrieren sich auf das Innenleben des Menschen und seine Gefühle. Die Dokumentation stellt berühmte Fotografen vor, die sich dieser subjektiven Innenschau verschrieben haben, unter anderem Jacques Henri Lartigue, Nan Goldin oder Lee Friedlander.
Wie kann man wirklichkeitsgetreu wiedergeben, was man sieht, ohne dass man es zeichnet oder malt? Das Streben nach Erfüllung dieses Traums führte zu zahlreichen Experimenten, bis das erste dauerhafte Lichtbild den Durchbruch brachte. Die zwischen 1820 und 1840 durchgeführten fotografischen Verfahren von Nicéphore Niepce, Fox Talbot, Hyppolite Bayard und Louis Daguerre revolutionierten den Bezug zur sichtbaren Welt. Die Dokumentation taucht in die Geschichte der Fotografie ein, indem sie erste Kontaktkopie-Verfahren vorstellt und dann erklärt, wie die Camera obscura, die Daguerreotypie, die Panoramakamera oder die Kalotypie den Weg für heutige fotografische Techniken ebneten.
Mit der Fotografie entstand ist ein neues visuelles Gedächtnis entstanden, das aus Milliarden von Bildern besteht. Zahlreiche Fotografen bedienten sich aus diesem Fundus, sammelten und verfremdeten Fotos anderer und machten sie zum Gegenstand ihrer eigenen Kunst. In den 80er Jahren taucht dafür der Begriff "Appropriation Art" auf.
Nur wenn ich etwas sehe, glaube ich es. Die Fotografie revolutionierte die Presse, indem sie durch ihren hohen Anspruch an Authentizität den Artikeln mehr Glaubwürdigkeit verlieh. Zwischen den 30er und 50er Jahren arbeiteten Fotojournalisten für die Illustrierte Presse, die ihren Bildern zu beispielloser Berühmtheit verhalf.
In den 60er Jahren versuchen Künstler mit Hilfe der konzeptuellen Fotografie Gedanken einen neuen Ausdruck zu verleihen. Nicht mit Worten, sondern mit Bildern sollen Konzepte dargestellt werden. Banale Ereignisse rücken in den Fokus der Kameras und sollen abstrakte Konzepte bildlich darstellen. Malerei und Fotografie beginnen sich gegenseitig zu inszenieren und revolutionieren.
Im 19. Jahrhundert erblickte die Fotografie das Licht der Welt. Wird sie das 21. Jahrhundert überleben? Diese Frage stellte Victor Burgin, einer der Pioniere der Fotoanalyse, in den späten 80er Jahren in seinem Werk "Adieu à la photographie". Ausstellungen wie "Le Monde après la photographie" ("Die Welt nach der Fotografie", 1995) und "Photography after photography" (1996) griffen sie als Feststellung auf: Die analoge Fotografie, so hieß es, versinke immer schneller und höchstwahrscheinlich für immer im weiten Meer der digitalen Bilder.