Ein Geheimtipp in der neuen Wanderszene ist der E4 auf Kreta. Der Fernwanderweg durchquert die größte Insel Griechenlands von West nach Ost. Im Südwesten ragt das Bergmassiv Lefka Ori etwa 2.500 Meter hoch auf und stürzt dann steil ins Meer. Der E4 bietet spektakuläre Blicke und kretische Gastfreundschaft. Bradley Mayhew ist mit der kretischen Wanderführerin Penelope unterwegs. Denn der Europäische Fernwanderweg Nr. 4 ist nicht überall gut markiert. Wandertourismus entsteht auf Kreta gerade erst. Der Pfad beginnt auf den Höhen der Westküste. Weit reicht der Blick über das tiefblaue Meer, bevor Bradley und Penelope absteigen und im Kloster Chrissoskalitissa vorbeischauen. Zwei Stunden später sieht es aus wie in der Karibik. Türkis leuchtet das Meer in der Lagune Elafonissi. Die beiden Wanderfreunde hängen die Bergschuhe über den Rucksack und wandern knietief durchs Wasser. An der Südküste fallen die Bergflanken steil ins Meer, so dass für Straßen kein Platz bleibt. Nur per Schiff oder wandernd kommt man voran. Der E4 folgt nun alten Dorfverbindungswegen. Das Meer ist stets im Blick. Charakteristisch für Kreta sind die tief eingeschnittenen Schluchten, die Berge und Küste verbinden. Penelope führt Bradley die Samaria-Schlucht hoch, 1.200 Meter Anstieg auf fast 18 Kilometern Länge, das ist anstrengend. Abends in den Bergen werden die Wanderer zu Lamm und Rotwein eingeladen und lauschen den Gesängen der Männer, die Rizitika, Freiheitslieder, anstimmen. Bradley muss nun allein weiter. Er steigt auf zur Kallergiberghütte und quert in zwei Tagen das karstige Gebirgsmassiv Lefka Ori, die „Weißen Berge“. An manchen Stellen sieht es aus wie auf dem Mond. Beim Dorf Aradena, das wegen einer Blutfehde verlassen ist, trifft er Marianna, die ihn durch den nahe gelegenen Canyon begleitet. „Die Schlucht wurde von Rebellen als Versteck genutzt“, erfährt Bradley und begreift, dass Kreter ebenso gastfreundlich wie freigeistig sind. Sfakia heißt die