Zentimeterarbeit in 70 Metern Höhe: Patrick Gasper steht auf dem Stahlgerüst eines Strommastes und verlegt die tonnenschweren Leitungen. Als sogenannter Steiger montiert Gasper Hochspannungsmasten für den Netzbetreiber Amprion. „Das ist Gewohnheitssache. Die ersten paar Tage waren schwer, aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt“, sagt er. Seine Firma will in den kommenden Jahren drei Milliarden Euro in den Ausbau der Netze investieren – dringend notwendige Investitionen. Denn um verstärkt alternative Energien nutzen zu können, müssen die Stromnetze erneuert und ausgebaut werden. Intelligente Stromnetze müssen künftig Energie über weite Strecken innerhalb Europas transportieren und Schwankungen in der Versorgung ausgleichen können. Seit der atomaren Katastrophe in Japan scheint der Atomausstieg abgemachte Sache. Die Frage ist nur, wann er möglich ist. Selbst Konservative wollen die Kernkraftwerke in Deutschland rasch abschalten. Experten halten den Ausstieg schon 2015 für realisierbar. Bis 2050 könnte sich ganz Europa mit Ökostrom versorgen. Neben der Solarenergie gilt Windenergie als jene Zukunftstechnik, die am meisten von der Energiewende profitieren könnte. Im Ärmelkanal steht der weltweit größte Hochsee-Windpark, und auch vor deutschen Küsten setzt man auf Watt aus dem Meer. Erst kürzlich ist der erste kommerzielle Offshore-Windpark in der Nordsee ans Netz gegangen. Davon profitieren vor allem Betreiber und Hersteller von Windkraftanlagen. Für einen schnellen Ausstieg aus der Kernkraft sind aber auch neue Ideen zur Energieerzeugung gefragt. Zum Beispiel könnten Unternehmen in der Produktion entstehende Abwärme wieder als Energie nutzen. Abfälle aus Holz oder Kunststoffreste könnten in Vergasungsanlagen in synthetisches Erdgas verwandelt werden, Niederschläge in den Alpen über Wasserspeicher Strom liefern. Erste Versuchsanlagen gibt es bereits für jedes dieser Beispiele. (Text: 3sat)