Mythos Kleopatra – ihr Aussehen ist in der Vorstellung der Welt verschmolzen mit jenem der jungen Elizabeth Taylor, die im gleichnamigen Monumentalfilm von 1963 die ägyptische Königin als eine betörende Schönheit von exotischer Undurchschaubarkeit verkörperte. Tatsächlich war sie wohl gar nicht so außergewöhnlich anmutig. Ihre Attraktivität beruhte vielmehr auf Intelligenz und Willensstärke. Sie setzte beides ein, um die mächtigsten Römer ihrer Zeit für sich zu gewinnen. 48 v. Chr. begann ihre Liebesbeziehung mit Julius Cäsar. Die Verbindung mit dem gefeierten Feldherrn, dem sie einen Sohn schenkte, bewahrte Ägypten vor der totalen Vereinnahmung durch das Römische Reich. Im Juni 46 v. Chr. folgte Kleopatra Cäsar nach Rom. Der Wechsel aus ihrer prächtigen Heimatstadt an den Tiber kam dem Umzug in eine kulturelle Einöde gleich. Doch die kämpferische Königin verstand es, aus dem Mangel an gesellschaftlichem Esprit Vorteile zu schöpfen. Die Römerinnen bestaunten ihren Schick und schauten bei ihr Frisur und Mode ab. In wenigen Monaten avancierte Kleopatra zur Trendsetterin der römischen Gesellschaft. Sie führte ein selbstbestimmtes Leben, wie es für eine Römerin kaum denkbar schien. Sie nahm sich, was sie wollte, und das bedeutete – zumindest aus der Sicht ihrer Zeit – Macht und Sex. Dass sich hinter der lasziven Verführerin eine klar kalkulierende Politikerin verbarg, der es gelungen war, die Eigenständigkeit ihres Landes zu behaupten, erschloss sich nur wenigen Zeitgenossen. Im März 44 v. Chr. musste Kleopatra erleben, wie Julius Cäsar von seinen politischen Gegnern ermordet wurde. Plötzlich hatte sie keinen Schutzherrn mehr, und ihr Sohn verlor seinen Vater, schwebte selbst in akuter Gefahr. Kleopatra floh mit ihm aus Rom und kehrte nach Alexandria zurück, ihr Traum von einer römisch-ägyptischen Dynastie war geplatzt. Im Ringen um die Nachfolge Cäsars wurde dem Feldherrn Marcus Antonius der Osten des Römischen Reiches zugespr
Die Passion der Jeanne d’Arc bewegt die Gemüter bis heute, in Frankreich wird sie als Nationalheldin und Heilige verehrt. Um 1412 in Domrémy, einem kleinen Dorf in der Region Lothringen, geboren, war sie als Tochter eines freien Bauern wie damals üblich schon früh einem jungen Mann zur Ehefrau versprochen worden. Doch Jeanne weigerte sich. „Innere Stimmen“, die sie später als Stimmen des Erzengels Michael, der Heiligen Katharina und der Heiligen Margarethe deutete, hätten ihr geraten, keusch zu bleiben und Frankreich von den Engländern zu befreien. Das französische Königreich befand sich um 1425 nach einer langen Reihe militärischer Machtkämpfe in einer katastrophalen Situation: Die Engländer hielten den Nordwesten Frankreichs besetzt, in Paris herrschten Engländer und Burgunder gemeinsam. Zusätzlich entzweite ein blutiger Bürgerkrieg das Land. Der französische Dauphin Karl hatte sich zum König ausrufen lassen, doch schien seine Krönung aussichtslos, da sich der traditionelle Krönungsort Reims in der Hand seiner Feinde befand. Die 16-jährige Jeanne verließ ihr Elternhaus und machte sich auf, die Feinde Frankreichs zu vertreiben. Mit fester Überzeugung, von Gott gesandt zu sein, und großer Hartnäckigkeit gelang es ihr tatsächlich, vor den französischen Dauphin zu treten. Der war tief beeindruckt von der unbeirrbaren Sicherheit, mit der Jeanne auf die Erfüllung ihres göttlichen Auftrages drängte. Nachdem sie langwierige Befragungen erfolgreich überstanden hatte, ordnete Karl an, Jeanne mit Kriegsleuten und einem ehrenvollen Geleit nach Orléans zu schicken, um die Stadt von den Engländern zu befreien. Die Stadt wurde seit einem halben Jahr belagert, die Lage der Bewohner war verzweifelt. Schon vor ihrem Eintreffen wurde Jeanne d’Arc als Retterin gefeiert. Tatsächlich gelang ihr der Sieg. Nach Jahren der Erniedrigungen und Niederlagen führte dieser Sieg eine entscheidende Wende im Hundertjährigen Krieg herbei. Weitere Schlachte
Elisabeth wurde in eine Zeit hineingeboren, in der jeder eine Frau auf dem Thron für ein Unglück hielt. Darüber hinaus galt sie als „Hurenbastard“. Denn König Heinrich VIII. hatte die Hofdame Anne Boleyn geheiratet und seine erste Frau Katharina von Aragon verstoßen. Wegen dieser unrechtmäßigen Scheidung brach er mit der Kirche in Rom, was de facto die Gründung der Anglikanischen Kirche, der Church of England war. Als Anne Boleyn am 7. September 1533 Prinzessin Elisabeth zur Welt brachte, war die Enttäuschung groß: Der König brauchte einen männlichen Thronerben. Der Taufe seiner Tochter blieb er fern. Der Sturz von Anne Boleyn folgte rasch. Nach mehreren Fehlgeburten verflog Heinrichs Leidenschaft für seine zweite Frau. Da eine Auflösung der Ehe nicht infrage kam, beschuldigte Heinrich VIII. sie des Ehebruchs und ließ sie durch das Beil exekutieren. Wenig später heiratete der König zum dritten Mal: Jane Seymour, die ihm endlich den ersehnten männlichen Erben schenkte. Drei weitere Ehen sollten folgen. Trotz des „Makels ihrer Geburt“ erhielt Elisabeth eine hervorragende Ausbildung: neben Fremdsprachen zählten dazu Musik, Poetik und Philosophie sowie Handarbeiten, die sie jedoch verabscheute. Viel lieber las sie griechische Texte und übte sich in Konversation auf Latein. Ihre profunden Sprachkenntnisse sowie ihr Wissen in Theologie und Philosophie leisteten ihr später als Regentin gute Dienste. Sie war in der Lage, mit fremden Gesandten ohne Dolmetscher zu verhandeln und sich in Kirchenfragen gegenüber Gelehrten und Bischöfen zu behaupten. Am liebsten aber saß die junge Frau auf einem Pferd, begeisterte sich fürs Jagen und Bogenschießen. Zeit ihres Lebens versuchte Elisabeth, die Enttäuschung ihres Vaters darüber, dass sie „nur“ als Mädchen geboren worden war, wieder wettzumachen, indem sie besser sein wollte als ein Mann. Nach dem Tod Heinrichs VIII. folgte sein einziger Sohn Eduard VI. auf den englischen Thron. Doch Eduards G
Mit 14 Jahren ging Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst nach Russland. Sie war eine Prinzessin aus einem unbedeutenden deutschen Fürstenhaus, und doch hatte man sie ausgewählt, den als Thronfolger vorgesehenen Großfürsten Peter zu ehelichen. Für die Heirat konvertierte Sophie vom protestantischen zum orthodoxen Glauben und erhielt den Namen, mit dem sie in die Geschichte einging: Katharina.
Luise war eine Frohnatur, die als Halbwaise von ihrer klugen wie verständnisvollen Großmutter erzogen wurde. Als preußische Königin blieb sie ihrem unbefangenen Wesen treu. Das war ein Schlüssel zu ihrer Popularität. Die Vermählung Luises mit dem preußischen Thronfolger Friedrich Wilhelm III. 1793 galt als Liebeshochzeit, sie brach mit der Tradition bloßer Zweck-Heiratspolitik. „Ohne Zwang“ wollte sie auch „die Liebe der Untertanen“ gewinnen. Auf Etikette gab Luise wenig und brachte frischen Wind in die Schlösser von Berlin und Potsdam. Durch ihr Temperament und ihre Entschlussfreudigkeit vermochte sie, die Schwächen ihres Gatten auszugleichen. Sie mischte sich hinter den Kulissen in die Politik ein, ermunterte ihren Mann zu Reformen. Ihre Schönheit und Anmut beeindruckten nicht nur Luises adeliges Umfeld, sondern auch viele Bürger. Sie wirkte natürlich, pflegte offene Umgangsformen, das Volk suchte ihre Nähe, und sie ging auf die Menschen zu. In mehr als 16 Ehejahren zehn Mal schwanger, galt sie im sprichwörtlichen Sinne als Landesmutter – zwei von ihren sieben Kindern wurden später preußische Monarchen. Bei aller Bürgernähe und Offenheit blieb sie stets standesbewusst, der Forderung nach gesellschaftlicher Gleichheit im Sinne der Französischen Revolution konnte sie nichts abgewinnen. Sie verkörperte aus Überzeugung die Rolle der guten Ehefrau und Mutter, wurde auch für bürgerliche Familien zum Vorbild. Und doch bot sie dem mächtigsten Herrscher ihrer Zeit, Napoleon, die Stirn. Während ihr Mann militärische Neutralität wahren wollte, erschien Luise die Machtprobe mit dem „Ungeheuer“, wie sie den französischen Kaiser nannte, unausweichlich. Preußen unterlag in der vernichtenden Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806. Auch Luise hatte die Stärke der preußischen Armee überschätzt. Legendär bleibt das Treffen von Tilsit, die preußische Männerwelt wusste keinen anderen Rat, als die Königin zu Napoleon zu schicken, um ih
Sophie Scholl kam aus einem liebevollen Elternhaus, das den Mädchen die gleichen Rechte einräumte wie den Jungen. Sie wuchs zu einer selbstbewussten jungen Frau heran, die rauchte, gern Auto fuhr und sich mit ihrem Freund als Ehepaar ausgab, um gemeinsam in einem Hotelzimmer übernachten zu können. Freiheiten, die in der NS-Diktatur keinesfalls selbstverständlich waren. Früh entwickelt sie eine politische Meinung – zeitweise im Widerspruch zu Vater und Mutter. Der Weg Sophie Scholls in den Widerstand war nicht geradlinig. Im Gegenteil – so begeisterten sich die Geschwister Scholl wie viele Intellektuelle ihrer Generation anfangs für die Hitlerjugend, für das Wandern und Singen, für Lagerfeuer und Gemeinschaftserlebnisse. Rasch machte sie Karriere in der Hitlerjugend und im Bund Deutscher Mädel, was zu Spannungen im Elternhaus führte. Die allmähliche Abkehr von der NS-Ideologie war eine Folge von Vorfällen, bei denen die Geschwister zunächst durch ihren ausgeprägten Individualismus in Konflikt mit dem System gerieten. Sie mussten enttäuscht feststellen, dass die verordnete Gleichschaltung nicht die geringste Abweichung duldete. Doch erst im Krieg wurde aus der inneren Distanz zum System der endgültige Bruch. Hans Scholl und seine Freunde leisteten als Medizinstudenten Dienst in der Wehrmacht. Dort erfuhren sie von den entsetzlichen Verbrechen hinter der Front. Diese Erfahrungen, das Wissen um die millionenfache Ermordung von Juden und die sinnlosen Opfer im längst verlorenen Krieg, waren schließlich der Auslöser für die ersten Flugblätter der „Weißen Rose“. Anfangs war Sophie Scholl nicht aktiv beteiligt, erst im Winter 1942 gehörte sie dem kleinen Kreis von Studenten an, die in München weitere Flugblätter entwarfen und verteilten. Sie war zuständig für die Materialbeschaffung und wagte als Erste aus dem Freundeskreis die Fahrt in andere Städte, um dort die Texte zu verbreiten. Als Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 bei der