„Ein Sommer im Elsass“ bestärkt den Eindruck, dass „Ein Sommer in…“ die zeitgemäßeste Sonntagsfilm-Reihe im ZDF ist. In dem Örtchen Louiswiller ist die Lebenskunst noch zuhause. Qualität hat hier noch einen Wert, Gemeinschaft und Müßiggang als Quell des Lebens werden geschätzt. Jedes Bild atmet diese Idee von der Entschleunigung unserer Welt. Durch diese Geschichte schimmert sehr viel mehr (un)gelebter Zeitgeist als durch die vielen anderen TV-Romanzen und sogar die Wunschvorstellungen erfahren eine lebenskluge Relativierung. Ein aufgeklärter Wohlfühlfilm, superb besetzt, frisch gespielt, beiläufig im Umgangston und für einen Unterhaltungsfilm mit ungewohnt vielschichtigen Dialogen Jeanine Weiss will im Elsass ihr Erbe abwickeln und dabei ein bisschen auf Jugendnostalgie machen. Mal wieder einen leckeren Riesling trinken und in der Schuhmacherwerkstatt ihres Onkels Jean das gute Leder riechen. Die Berlinerin, die mit Großstadt-Elan in den verschlafenen Landstrich hineinbraust, wird zunächst durch eine Autopanne auf Elsass-Betriebstemperatur heruntergefahren. Der Verursacher, ein Esel, gehört Aussteiger Marc. Ein Baron, der Käse verkauft, weltmännisch, gut aussehend, ein Franzose, wie er im Buche steht. Von dem lässt sich die quicke Deutsche gern mal abschleppen. Zunächst mit dem Trecker, dann mit Hilfe seines Charmes. Und in der Hauptstadt wartet der Verlobte. Eigentlich wollten Jeanine und ihr Onkel das Schuhmacherhaus, das beiden zur Hälfte gehört, verkaufen. Doch es scheint, als ob dieser Flecken Erde mit seinen liebenswerten Menschen die schnelllebige Jeanine „ganzheitlich“ ausbremsen könnte. Vielleicht also ein Spätsommer mit Folgen?