Ein großes Paradox im Umgang mit Behinderung ist, dass man als gesellschaftliche Maxime den Betroffenen ohne Mitleid begegnen soll und zwar aus Respekt. Gleichzeitig herrscht nach wie vor eine eklatante Ungleichbehandlung; selbst im alltäglichen Leben werden Menschen mit Behinderung allzu häufig als Sonderfall behandelt. Das birgt ein großes Spannungsfeld in sich. Doch wie kann man ohne Herablassung oder Verleugnung über Behinderung sprechen? Als die 21-jährige Mélanie Ségard, eine junge Frau mit Downsyndrom, am 14. März 2017 die Wettervorhersage auf France 2 moderierte, wurde das ein großer Fernseherfolg: Mélanie bekam über Nacht mehr als 200.000 Internet-Follower und die Wettervorhersage brach alle Zuschauerrekorde. Diese Reaktionen zeigen Freude doch gleichzeitig erklären sie das Ganze zur Ausnahme. Gibt auch andere Arten des Umgangs mit Behinderung statt der zweifelhaften Alternative von Gleichgültigkeit und Gutmenschentum? Diese und weitere Fragen diskutieren die beiden Gäste bei „Philosophie“: Der Behindertenexperte Jean-Baptiste Hibon hat einen Hochschulabschluss in Psychologie der Kommunikation, Kognition und Selbstdarstellung und studierte am Hirnforschungszentrum Institut Vittoz IRDC. Außerdem ist er der Gründer von Le Réseau Humain, einer kollaborativen Plattform zu den Themen Behinderung und Abhängigkeit. Er informiert und begleitet Menschen in sozialen oder medizinischen Tätigkeiten, Unternehmensführer sowie die Personalabteilungen großer Konzerne. Jonathan Tribodet ist Personalleiter der landwirtschaftlichen Versorgungskasse Armorique in Saint-Brieuc, die als Vorbild für die Integration behinderter Menschen gilt. (Text: arte)