Ist derjenige zynisch, der das System anprangert, oder derjenige, der vorgibt, daran zu glauben? In der Antike war der Kyniker ein Bettelphilosoph, der von seiner Verachtung für gesellschaftliche Konventionen keinen Hehl machte und unverfroren seiner geistigen Freiheit frönte. Heute ist der Zyniker ein Egoist, der Regeln zum eigenen Vorteil nutzt und sich hinter dem Schutzschild der Legalität über die Moral hinwegsetzt. Wer von beiden ist zynischer, das heißt subversiver? Die Sendung beleuchtet unter anderem Zynismus in der Politik. Ist Machtstreben zwangsläufig zynisch? Sind Kommunikation, Parolen und Strategie die „machiavellische Essenz der Politik“, wie es Raymond Aron ausdrückte, oder deren Verirrung?
Zu Gast ist in dieser Sendung Jean-François Balaudé. Der Professor für Philosophie ist Spezialist für Philosophie der Antike und Präsident der Universität Paris-Nanterre sowie Präsident der Wissenschaftsallianz Athéna (Alliance thématique nationale des sciences humaines et sociales). Veröffentlichungen (Auswahl): „Les théories de la justice dans l’Antiquité“ (2005); „Le vocabulaire des Présocratiques“ (2011); „Épicure et l’épicurisme“ (2016). (Text: arte)
Raphaël Enthoven explore la notion de cynisme avec le philosophe Jean-François Balaudé et le lobbyiste Paul Boury.