Das Konzept der Serendipität steht im Widerspruch zur biblischen Redewendung "Wer sucht, der findet": Es bezeichnet eine neue, überraschende Entdeckung durch zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem.
Der Begriff "Serendipity" wurde 1754 vom britischen Autor Horace Walpole geprägt, um zu beschreiben, wie das Zusammenspiel von Zufall und Weisheit unerwartete Entdeckungen ermöglicht. Denn jeder Zufallsfund setzt zunächst die Fähigkeit voraus, das Gesehene zu interpretieren, und es erfordert die gleichzeitige Bereitschaft, sich erstaunen und überraschen zu lassen - ansonsten verstreicht die Gelegenheit zur Entdeckung ungenutzt. Wenn Alexander Fleming, der Entdecker des Penicillins, die verschimmelte Bakterienkultur weggeworfen hätte, anstatt über ihr ungewöhnliches Aussehen zu staunen, wäre er nie in die Geschichte der Medizin eingegangen. Genau solch ein glücklicher Zufall war auch Christoph Kolumbus' Entdeckung Amerikas, der mit dem eigentlichen Ziel, einen Seeweg nach Indien zu finden, in See gestochen war.
Beruht also letztlich nicht jede neue Entdeckung auf dem Serendipitätsprinzip? Und müsste die Forschungspolitik dieser Tatsache nicht Rechnung tragen, indem sie durch Unterstützung von Entdeckergeist und persönlicher Freiheit Serendipitätseffekte fördert? Im Gegensatz dazu steht die konventionelle Wissenschaft, deren Regeln und Ziele stets im Vorhinein genau festgelegt werden. "Philosophie" verbindet diese Gedanken auch mit aktuellen Fragestellungen: Wie gibt man dem Zufall eine Chance? Wie wichtig ist die Fähigkeit zu staunen?