Unsere gängige Vorstellung von Inspiration bewegt sich zwischen zwei Polen: dem der Theologie – im Sinne von göttlicher Eingebung – und dem der romantischen Verklärung – im Sinne von Eingebung durch eine künstlerische Muse oder Genialität. Was der Inspiration folgt, ist die Erleuchtung, die zündende Idee, die Licht ins Dunkel bringt.
„Wenn man von Eingebung oder ‚Inspiration‘ spricht, verspürt man im Allgemeinen eine Art Scham, denn der Begriff ist vorbelastet: einerseits durch die Religion, die darin Transzendenz, den göttlichen Funken erkennt, andererseits durch die Romantik und ihre Verklärung des Genies, als Wegbereiterin des Dilettantismus.“
Dieses Zitat aus „Irgendwo im Unvollendeten“ von Vladimir Jankélévitch greift Marianne Massin, der heutige Gast der Sendung, in ihrem Buch „La pensée vive“ auf, das sich mit dem Thema der Inspiration in philosophischer Hinsicht auseinandersetzt. Auch heute ist das Zitat Ausgangspunkt für ihre Überlegungen.
Gemeinsam mit Raphaël Eindhoven lässt sie sich bei ihrem philosophischen Rundgang von Werken aus Literatur und Kunst inspirieren, und zwar unter anderem von einem Gemälde des französischen Malers Nicolas Poussin, das den Titel „L’Inspiration du poète“ (Die Inspiration des Dichters) trägt. Am Ende tröstet die Erkenntnis, dass Inspiration nicht immer von selbst kommt, sondern dass man auch an ihr arbeiten kann, indem man sich der Welt öffnet. Also: Be inspired! (Text: arte)