Zentimeter für Zentimeter tasten sich die Männer vom Kampfmittelbeseitigungsdienst vor. Eine zweieinhalb Meter lange Röhre ist Objekt ihres vorsichtigen Hantierens, es ist eine Katjuscha-Rakete sowjetischer Bauart. Niemand weiß, ob das Geschoss noch scharf ist. Immer wieder tauchen solche Relikte bei Dannenwalde, einem Örtchen in Brandenburg, auf. Es sind Spuren einer jahrelang verschwiegenen Katastrophe. Es ist Sonntag der 14. August 1977, gegen 14:00 Uhr, als die Erde um Dannenwalde zu beben beginnt. Raketen und Granaten detonieren, fliegen wild umher. Detonationen reißen die Erde auf, zerfetzen Bäume und Brände wüten. Inmitten dieses Infernos versuchen sowjetische Soldaten verzweifelt, brennende Munitionsstapel auseinander zu schieben. Ein mutiges, aber absolut sinnloses Unterfangen. Bis zu 20 Kilometer weit fliegen verirrte Raketen, schlagen in Autos ein und zerstören Häuser. In panischer Angst fliehen die Menschen aus ihren Dörfern, aus Hotels und Ferienanlagen, nicht wissend, was eigentlich passiert. Dabei bleibt es. Vertuscht und verschwiegen werden die Folgen der Explosion des Munitionslagers der Roten Armee bei Dannenwalde. Keine Informationen über das tatsächliche Geschehen dürfen nach außen dringen. Die offizielle Lesart spricht von einem Unfall, bei dem ein sowjetischer Soldat verletzt wird. Doch bereits damals munkelt man von Hunderten Toten! Was aber geschah an diesem 14. August 1977 tatsächlich? Dreißig Jahre später begibt sich Filmemacher Michael Erler in das Dunkel dieser Geschichte, befragt Beteiligte, Augenzeugen und verfolgt Spuren von Zinksärgen und gefährlichen Hinterlassenschaften unter der Erde.