Er repräsentiert ein gewaltiges Stück Theatergeschichte. Claus Peymann hat ein halbes Jahrhundert inszeniert und tiefe Spuren in Deutschland hinterlassen. Zu seinem 80. Geburtstag tritt er als Theaterintendant ab, die Ära Peymann geht zu Ende. „Ich halte mich mittlerweile für einen Regisseur, dessen Inszenierungen zu den Besten gehören, selbst wenn sie misslingen“. Typisch Claus Peymann. Er wollte nie bescheiden sein, sondern mit Wucht auf Klassiker und zeitgenössische Stücke Lust machen, der „Reißzahn am Arsch der Mächtigen“ sein. Linke Mitbestimmungsmodelle liegen dem politischen Entertainer, der schon bald als Theaterzuchtmeister verschrien ist, von Anfang an nicht. Peymanns Theater funktioniert nur in Eigenregie. Die „Publikumsbeschimpfung“ von Peter Handke ist der radikale Auftakt seiner Karriere als Regisseur. In Zeiten des RAF-Terrors stellt Peymann am Stuttgarter Staatstheater in seinen Inszenierungen Bezüge zu Stammheim her. Als er 1974 zur Spende für eine Zahnbehandlung für Gudrun Ensslin aufruft, tritt er eine Debatte los und gilt fortan vielen als Sympathisant. Nur ausgerechnet der Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel verweist auf die künstlerische Freiheit und unterstützt ihn. Doch Peymann, berühmter denn je, nutzt der Rausschmiss, er geht nach Bochum, wo er 1982 mit Kleists „Hermannschlacht“ Furore macht und landet am Wiener Burgtheater. Hier inszeniert Peymann mit seinen Uraufführungen weiterhin Theaterskandale und hält den Österreichern ihre Nazivergangenheit vor. Vom Berliner Ensemble nimmt er als Intendant nach 18 Jahren im Amt im Sommer 2017 Abschied. Der Film ergründet die Persönlichkeit und das Künstlerdasein von Claus Peymann in vielen, genauen Beobachtungen, in denen er einen restlos Besessenen porträtiert. Gero von Boehm begleitet ihn bei der Abschlussinszenierung seines Lieblingsstücks „Der Prinz von Homburg“ von Kleist. Das sehr deutsche Stück deckt sich mit Peymanns Lebensthemen Heldentu