Seit Jahrzehnten ist der deutsche Schriftsteller eine Instanz – obwohl er von der Kritik oft verrissen wurde. Und Grass ist keiner, der leicht einsteckt: „Nein, an vernichtende Kritiken gewöhnt man sich nie, das verletzt mich tief. Was soll ich machen, ich arbeite einfach viel oder schreibe Gedichte, das macht es leichter.“ „Ich bin Schriftsteller, Bildhauer, Grafiker“, sagt Günter Grass, „und dann habe ich noch einen Beruf: Nobelpreisträger – daran werde ich immer mal erinnert.“ Heute schleppen Literaturbegeisterte schwere Reisetaschen mit Büchern zu seinen Lesungen und legen ihm sein ganzes Lebenswerk zum Signieren vor: Den „Butt“ und „Hundejahre“ oder „Treffen in Telgte“. Der 83-Jährige zeichnet für seine Leser geduldig sein kunstvoll erdachtes Autogramm in jedes Buch. Bei ihm gibt es „aschgraue Ehejahre“, einen „summenden Garten“ oder „blindgescheuertes Dielenholz“. Grass, der große Wortmaler, ist einer der bekanntesten deutschen Schriftsteller, seit er mit 32 Jahren sein Roman-Debüt „Die Blechtrommel“ veröffentlicht und damit für ein literarisches Erdbeben gesorgt hat. Das Buch ist Sensation und Skandal zugleich, der Autor wird verteufelt und bejubelt. Es macht ihn und seine Figur, den trommelnden Oskar, über Nacht berühmt.