Anfang Juni 1707 bekommt August der Starke Post von der Festung Königstein. Der Alchemist Böttger bittet den Monarchen um einen Besuch, denn er wolle „Ihro Majestät Sachen vortragen, welche wahrhafftig von großer Wichtigkeit sind“ und verspricht, er könne „mit Hülffe des Herrn von Zschürnhausen binnen der Zeit von zwei Monaten ein Großes prästieren“. Und wirklich: Im Winter 1707 gelingt in Sachsen „ein Großes“: die Erfindung des Meißner Porzellans, des ersten europäischen Porzellans. Damit wird den Chinesen ihr uraltes Monopol entrissen und die Wirtschaft Europas revolutioniert. Doch bis heute scheint nicht klar, wer der Erfinder gewesen ist. War es der Goldmacher Böttger, sein Lehrmeister Tschirnhaus oder war alles ganz anders? Im Barock steht Porzellan hoch im Kurs. Ganz Europa will das Geheimnis des weißen Goldes entschlüsseln. In Italien, Frankreich, England und Holland arbeiten Spezialisten fieberhaft daran. Doch gelingen wird es im kleinen Kurfürstentum Sachsen. Seit den 1680ern baut dort der Forscher und Leibniz-Freund Ehrenfried Walther von Tschirnhaus riesige Brennspiegel und erzeugt mit ihnen noch nie erreichte Temperaturen. Systematisch experimentiert er mit Tonerden und Silikaten. Schon um 1700 scheint Tschirnhaus der Lösung des Porzellan-Geheimnisses nahe zu sein. (Text: mdr)