Der Amazonas Regenwald ist einer der reichsten Lebensräume der Erde. Hier existieren mehr Tier- und Pflanzenarten als irgendwo sonst an Land. Sie gehen ungewöhnliche Allianzen ein und sind auf einzigartige Weise miteinander verbunden. Was spielt sich hinter der grünen Kulisse ab - was ist das Erfolgsgeheimnis des Regenwaldes? Amazonien ist weit mehr als eine bunte Ansammlung exotischer Arten. Es ist ein Netzwerk aus komplexen Wechselbeziehungen und Symbiosen, das ein Leben auf den nährstoffärmsten Böden der Welt erst möglich macht. Die Kommunikation zwischen den "Vertragspartnern" funktioniert in dem grünen Universum häufig über Farben. Sie können Partner anlocken oder Feinde abschrecken. Während Felsenhähne mit ihrem leuchtend roten Gefieder Weibchen auf sich aufmerksam machen, signalisieren Pfeilgiftfrösche mit ihren bunten Farben, dass sie ungenießbar sind. Im Kronendach mächtiger Urwaldriesen locken farbenprächtige Blüten kleine Kolibris an. Die Form der Blütenkelche entspricht exakt der des Kolibrischnabels. So bleiben der Nektar und damit auch die Pollenverbreitung dem kleinen Vogel vorbehalten. Auch die weibliche Blüte der Victoria amazonica, einer riesigen Seerose, lockt Bestäuber an: Sie verströmt einen süßen Duft, der Insekten in ihr Inneres lockt. Dort ist es kuschelig warm, und während sich Blatthornkäfer am Nektar laben, schließt die Seerose ihre Blüte und sie ändert ihr Geschlecht. Wenn der Käfer wieder freigeben wird, trägt er bereits den männlichen Pollen mit sich. Andere Arten setzen auf Unauffälligkeit. Um ihren Feinden zu entgehen, tarnen sie sich als Blatt oder Borke. Doch am raffiniertesten ist es, sich den Feind zum Freund zu machen. Ein kleiner Frosch wagt sich in den Bau einer Vogelspinne und hält so Ameisen und Parasiten von ihren Jungen fern. Andere Fressfeinde werden sich hier kaum hineinwagen.