Deutschland in den 90ern: Revolte ist hip. Jede noch so abgedrehte avantgardistische Regung wurde, kaum geäußert, zum Hype hochgejubelt und gnadenlos kommerzialisiert. Die Kids hatten somit ein grundlegendes Problem: Wogegen sollten sie noch protestieren, wenn der Protest prompt zur Mode wird, die man Gewinn bringend an eine "Zielgruppe" verramschen kann? Gut, der Rock'n'Roll hatte sich noch mal aufgebäumt. "Grunge", "Britpop" und "Neo-Punk" waren die Zauberwörter in der Mitte des Jahrzehnts, die in Deutschland von Bands wie Selig, Nationalgalerie, Fool's Garden und den Bates erfolgreich in Musik umgesetzt wurden. Aber auch hier folgte die Vermarktung auf dem Fuße. Dann brach im Gefolge der Fantastischen Vier der Siegeszug des HipHop über die vereinte Republik herein. Die neue Musik fand ab Dezember 1993 eine Plattform bei VIVA, Deutschlands erstem Musikfernsehsender. VIVA-Moderatoren wie Stefan Raab, Mola Adebisi und Heike Makatsch revolutionierten die deutsche Fernsehunterhaltung und verhalfen dem Pop-Prinzip auch hier zu Lande zum endgültigen Durchbruch. Stefan Kloos zeigt in der heutigen Ausgabe von POP 2000, wie die Kids der 90er zwischen Computerspielen, Soaps und der Welt der Videoclips ihren Weg ins Rampenlicht suchten. Text: Viva