Keine Stadt strahlt im Sommer wie Sankt Petersburg: Die goldenen Kuppeln glänzen am Tage, und während der Weißen Nächte im Juni geht die Sonne nicht unter, sondern zaubert ein mystisches Dämmerlicht. Die prunkvollen Bauten der Zarenzeit treffen auf eine moderne Generation von Russen, die ihre Stadt feiern und stolz sind auf ihren Gründer, Peter den Großen. Die junge Schneiderin Maria Korolenko restauriert im Sommerpalast, dem Peterhof, originale Kleidungsstücke des Zaren. Oft arbeitet sie monatelang an einer einzigen Jacke, ein exklusiver Einblick hinter die Kulissen einer der prächtigsten Schatzkammern Europas. Nachts zieht es Maria an die Newa so wie Tausende Bewohnerinnen und Bewohner: Sie tanzen, singen, malen oder angeln. Ganz Sankt Petersburg verströmt den Geist der Zarenzeit. Peter der Große legte die Stadt nach dem Vorbild Venedigs an, mit unzähligen Kanälen und Brücken. Heute ist sie mit fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern die viertgrößte Metropole Europas. Und sie wächst weiter. Für Maxim Korshunov ist der Zar sein großes Vorbild. Denn wie einst der Herrscher wurde Maxim in den Niederlanden in die Geheimnisse des Bootsbaus eingeweiht. Nun durfte er den ersten Großsegler, den Zar Peter in Sankt Petersburg bauen ließ, in jahrelanger Kleinarbeit rekonstruieren: die „Poltava“. Es fehlen nur noch letzte Details, dann ist das Schiff fertig. Auch Viktor Fedotov ist fasziniert von der Zarenzeit: Der Student stöbert verlassene Paläste auf, die sich hinter unscheinbaren Fassaden verstecken. Hier schlummert eine unglaubliche Pracht, die langsam verfällt, ohne dass es jemanden stört. Goldene Wandvertäfelungen und Kronleuchter in riesigen Salons und Tanzsälen, alles wirkt, als hätten hier vor Kurzem noch feierliche Gesellschaften stattgefunden. Dass Viktor über Eingangstore klettern muss, ist nicht ganz legal, aber Angst kennt er nicht: „Man kommt dafür nicht ins Gefängnis, man wird allerdings auch nicht gestreichelt. Am besten lässt man sich nicht erwischen.“