Ausgerechnet an der rauen Atlantikküste versprüht Frankreich einen ganz besonderen Charme: Das Herz der Region Charente Maritime ist La Rochelle. Die pittoreske Stadt mit mittelalterlichen Türmen und lauschigen Arkadengängen schmiegt sich um alte Hafenbecken, die heute vor allem von Segeljachten genutzt werden. Vorgelagert sind zwei Inselperlen: die edle Île de Ré und die urwüchsige Île d’Oléron. Diese Küste hat schon die Römer magisch angezogen. Sie bauten hier Wein an und ernteten Salz. Heutzutage setzen die maritimen Nachfahren der Gallier vor allem auf Meerestiere. Catheriné Coutant züchtet im Watt vor La Tremblade Austern. Bei Austernproben will sie vor allem Schulklassen an die Delikatesse heranführen. Sie selbst hat allerdings noch nie in ihrem Leben eine einzige Auster probiert. Und sie hat es auch nicht vor. Ähnlich störrisch sind ein paar Küstenbewohner auf der Île d’léron: die Poitou-Esel. Sie machen auf der Farm von Nicolas Séguier längst nicht immer das, was der Chef will. Er züchtet die charismatischen Tiere, die bis zu 450 Kilogramm wiegen. Es ist die größte Eselrasse der Welt. Die Poitou-Esel sind die zotteligen, aber etwas verzickten Stars der Farm, die viel Arbeit machen, aber keine verrichten. Den Müll am Strand beseitigt Nicolas im Auftrag der Gemeinde mit seinen kleineren Arbeitseseln. Ein Volkssport der matschigen Art ist die Suche nach der Palourde-Muschel im Watt vor der Île de Ré. Die Insulaner sind ganz wild auf diese Spezialität. Daher schickt die Naturschutzbehörde Muschelpolizisten auf Patrouille. Die Ordnungshüter kontrollieren Menge und Größe der gesammelten Schalentiere. Echten Hochleistungssport gibt es einmal im Jahr auf der Passage du Gois, einer Straße, die die Insel Noirmoutier mit dem Festland verbindet. Bei Flut wird die Strecke überspült. Das schreckt die Teilnehmer des „Wettlaufs gegen das Meer“ aber nicht ab. Wer nicht schnell genug ist, wird unfreiwillig vom Läufer zum Schwimmer.