In der Bucht von Riga treffen Ruhe und Trubel, dörfliches Idyll und urbaner Schick, sowjetisches Erbe und modernes Europa direkt aufeinander. Aleksandrs Rozensteins und Maris Kletnieks versuchen mit einer wackeligen Holzkonstruktion Neunaugen zu fangen. Fast 200 Meter lang ist ihr Steg, den sie jedes Frühjahr aufs Neue in den Flussboden rammen müssen. Von diesem Gerüst aus positionieren sie bis zu 60 Netzrahmen in der Strömung und hoffen darauf, dass ihnen die begehrten, aalähnlichen Tiere in die Fallen schwimmen. Verkauft werden sie in den Zentralmarkthallen, in denen früher Zeppeline gebaut wurden, und die heute „Rigas Bauch“ genannt werden. Die Letten haben ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1990 mit Gesang erzwungen. Helmi Stalte und ihr vor Kurzem verstorbener Mann zählten zu den mutigen Anführern der „Singenden Revolution“. Mit verbotenen lettischen Liedern stellten sie sich den sowjetischen Panzern entgegen. Heute gibt Helmi, die zum fast ausgestorbenen Volk der Liven gehört, im kleinen Küstenort Kolka den Gesang an ihre Kinder weiter. Über 10.000 Weißstörche brüten jedes Jahr in dem baltischen Staat, doppelt so viele wie in Deutschland. Mara Janaus versucht zu ermitteln, wie viele es genau sind. Die Ornithologin bekommt jede Menge Unterstützung von ihren Landsleuten. Mit einer App können in ganz Lettland Storchennester gezählt werden. Die Fischkonservenfabrik Brivais Vilnis (Freie Welle) produzierte schon vor über 100 Jahren für den Zarenhof: Rigaer Sprotten in Öl, sie sind weltberühmt und heiß begehrt. Marina Kurakulova hat dort vor 13 Jahren als Packerin angefangen. Gerade schaffte sie den Aufstieg zur „Springerin“ und darf jetzt überall dort aushelfen, wo die Produktion ins Stocken gerät. Aigars Cers brauchte einen Pferde-Lkw. Er konnte ihn günstig im Internet ersteigern. Doch das Fahrzeug, das geliefert wurde, war viel zu klein: Aigars hatte übersehen, dass es ein Laster für Ponys war und nicht für seine gro