Das Stettiner Haff ist eine verträumte Gegend, besonders im Sommer. Am Ostufer des Haffs liegt der Czarnocin Nationalpark. Früher wurde das Land intensiv bewirtschaftet. Heutzutage findet nur einmal im Jahr die Heuernte statt. Für den Rest sind die 75 seltenen polnischen Urpferde zuständig. Sie leben dort frei und sind die Lieblinge des Wildhüters Czeslaw Wilkowiecki. Es fällt ihm schwer, nicht einzugreifen, wenn ein Tier der Herde in freier Wildbahn verletzt wird, zum Beispiel durch Wölfe. Der „Bosman-Express“, das Tragflächenboot aus sowjetischer Produktion, pendelt zwischen Stettin und Swinemünde, allerdings mit 55 Stundenkilometern. Kein anderes Boot darf so schnell über das Haff fahren. Kapitän Janusz Olszewski ist ganz vernarrt in sein Schiff, das die Russen „Raketa“ nannten. Sein Arbeitsplatz hat etwas von einer Raumfahrtkapsel, von standesgemäßer Kommandobrücke keine Rede! Janusz kauert während der Fahrt auf einem unbequemen Stahlrohrsitz in einer winzigen stickigen Glaskabine ohne Klimaanlage bei 40 Grad im Sommer. Wenn Mietek Kopiecki und Tadeusz Glowacki morgens aufs Haff hinaus fahren, ist es noch stockfinster. Und es wird nicht geredet, die beiden freuen sich still, wenn die Zandersaison mit vielversprechendem Fang beginnt. Höhepunkt der Ausfahrt ist die Begegnung mit Seeadlern. Die Fischer teilen immer ein paar Fische ihrer Ausbeute mit den majestätischen Greifvögeln, quasi als Dank für ihre waghalsigen Flugmanöver. Der Adler ist auch Polens Wappentier. Krzysztof Banaszewski riskiert für seinen Beruf seine Leber: Er ist Wodka-Meister in Stettin. Sein Reich liegt 20 Meter unter den alten Jugendstilhäusern der Stadt. Dort lagert in einem Kellerlabyrinth das „flüssige Gold“ Polens in dicken Eichenfässern. Was Krzysztof aus verschiedenen Jahrgängen zusammenmischt, nennt sich „Starka“ und erinnert kaum noch an das klare „Wässerchen“, das man aus Russland kennt. Polnischer „Starka“ hat einen warmen Goldton un