Dubai ist eine Stadt mit vielen Gesichtern, hoch aufragende Büro- und Hoteltürme an der Sheikh Zayed Road, orientalisches Gewimmel in Bur Dubai, dem alten Stadtviertel. Mit 18 Jahren kam Mubashir Malik aus Pakistan hierher. Er hatte von Dubai viel gehört. Hier könne man Geld verdienen, auch ohne etwas gelernt zu haben. Die Gerüchte stimmten: Mubashir fährt jetzt seit über vier Jahren Wassertaxi auf dem Dubai Creek, einem Meeresarm, der vom Persischen Golf einige Kilometer weit in die Wüste ragt. Das Wassertaxi von Mubashir Malik trägt die Nummer 117 und ist eine Abra, ein unverwüstliches Holzboot, mit dem Berufspendler und Einheimische täglich auf kürzestem und billigstem Weg den Creek überqueren können. Und Mubashir fühlt sich wie ein reicher Mann. Mehran Tavanee diskutiert gleichzeitig mit müden Lkw-Fahrern, schwitzenden Kranführern und durch sein altersschwaches Funktelefon, wo am anderen Ende die Händler sind. Mehran ist einer von Dutzenden Kapitänen aus dem Iran, die mit ihren windschiefen, hölzernen Frachtern im Hafen von Dubai auf Ware warten: Kühlschränke, Mikrowellengeräte, Autoreifen. Turmhoch gestapelt steht die Fracht am Hafenrand. Mehran steckt das zerkratzte Handy ein und grinst sein zahnloses Lächeln: „Morgen laufen wir aus. In drei Wochen sind wir wieder da.“ Humaid Bin Toug fährt einen perlmuttweißen Landrover, innen mit hellem Leder ausgestattet und die Temperatur auf 18 Grad Celsius herunter gekühlt. Draußen herrscht brütende Hitze, 35 Grad im Schatten. Humaid gehören eine Werft und zahllose Fischerboote und Frachter, die er verchartert. Sein neuestes Projekt ist auch sein liebstes: der Bau einer riesigen arabischen Dhau. „200 Fuß lang“, schwärmt Humaid, „allein das Holz für den Rumpf kostet mehr als mein Wagen!“ Die Brüder Arif und Faisal Matraushi sind Fischer aus Leidenschaft. Faisal ist der jüngere von ihnen und muss deswegen machen, was sein älterer Bruder sagt. Arif fischt von abends bis Mitter